Mitten im Landkreis:Kreativität gefragt

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Die Kommunen brauchen mehr Geschäftssinn, damit Geld in die Kasse kommt

Von Alexander Kappen

Die privaten Unternehmer im Landkreis sind zuletzt ja mit allerhand interessanten Geschäftsmodellen aufgefallen. Ein Online-Händler aus Au versorgt die boomende Hobbyschneider-Branche im In- und Ausland mit dem nötigen Nähzubehör. Ein Ehepaar aus Neufahrn betreibt im Hallbergmooser Gewerbepark eine kleine Firma mit fünf Mitarbeitern und beliefert nun große Supermarktketten mit einem selbst erfundenen Gemüse-Granulat. Und in einem Obstzentrum in Hallbergmoos wachsen mehr als 500 Bäume in allen Größen und Formen und erfreuen Kunden aus ganz Südbayern mit so wohl klingenden Sorten wie "Laetitia" oder "Avalon".

Stellt sich die Frage, ob nicht auch die Kommunen mal ein bisschen kreativen Geschäftssinn entwickeln könnten, um etwas Geld in die Kassen zu spülen. Die Stadt Moosburg könnte zum Beispiel die alte Isarbrücke, wenn diese in zwei Jahren nicht mehr gebraucht wird, zum symbolischen Preis von einem Euro vom Staatlichen Straßenbauamt abkaufen, das sich dadurch die Entsorgungskosten spart. Und die Stadt lässt dann vom Bauhof den zig Tonnen schweren Koloss in handliche 200-Gramm-Brocken zerlegen und verkauft diese nach Vorbild der Berliner Mauer für zehn Euro pro Stück als historische Andenken. Mit dem Gewinn werden das Haushaltsloch gestopft, die Umgestaltung des "Plan" bezahlt und die schönen blauen LED-Lampen finanziert, die einmal die Stahlbögen der neuen Isarbrücke zieren sollen.

Die Stadt Freising wiederum könnte ein kommunales Tochterunternehmen gründen, das gegen angemessen hohes Honorar andere Gemeinden bei der Formulierung kreativer, anspruchsvoller und den Intellekt des Wählers fordernder Bürgerentscheidstexte berät - so, wie es zuletzt bei der Abstimmung über das Gewerbegebiet Clemensänger erfolgreich erprobt worden ist. Und mit dem Erlös aus diesem Geschäft werden dann die Milliönchen abgefangen, die der Stadt durch den Rückzug des Logistikers Transgourmet durch die Lappen gegangen sind.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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