Mitten im Landkreis:Käse zur Wahl

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Wenn sich die Wahlwerbung als Reklame entpuppt

Von Alexander Kappen

Die Bundestagswahlkämpfer im Landkreis biegen auf die Zielgerade ein. Und sie haben offenbar noch ein paar Körner übrig, blasen auf den letzten Metern in den sozialen Netzwerken im Internet noch einmal zur Schlussoffensive. Am Sonntag ist schließlich der Tag der Entscheidung. Wobei: Manche haben sich schon entschieden. So teilte Jörg Kästl auf Facebook einen Post mit einem Bild, auf dem steht: "Ich hab mich entschieden: am Sonntag wähl ich ÖDP!" Potz Blitz! Da drängt sich die Frage auf, wann beim langjährigen früheren ÖDP-Kreisrat und aktuellen ÖDP-Stadtrat Kästl wohl die Entscheidung gereift sein mag, auch dieses Mal ÖDP zu wählen. Und die Frage, was wohl all die anderen so wählen. Kästl jedenfalls schreibt auf Facebook: "Endspurt: !Teilt! Euren Bekannten, Freunden und Verwandten Eure Wahlentscheidung mit!"

Warum denn auch nicht? Könnte ganz interessant sein. Wofür hat sich wohl der Bekannte entschieden, der seit Wochen fleißig auf Facebook Videos von der FDP beziehungsweise von Christian Lindner (was ja eigentlich dasselbe ist) teilt? Und überhaupt: Was wählen wohl die Bundestagskandidaten aus dem Kreis Freising? Entscheidet sich Andreas Mehltretter für die SPD? Votiert Erich Irlstorfer auch dieses Mal für die CSU? Gibt Kerstin Schnapp wohl ihre Stimme den Grünen? Macht Johannes Huber ruhigen Gewissens sein Kreuzchen bei der AfD? Und versteigert Reinhold Deuter, der nicht genügend Unterschriften sammeln konnte, um als Direktkandidat der Piraten anzutreten, seine Erststimme jetzt auf Ebay? Wer wählt wen oder was und warum? Und wie geht die Sache dann am Sonntag aus? Also: "Endspurt: !Teilt! Euren Bekannten, Freunden und Verwandten Eure Wahlentscheidung mit!" Dann wissen wir vielleicht schon vor dem Sonntag ein bisschen mehr.

So wie offenbar der Moosburger Stadtrat Alfred Wagner. Ist das etwa schon die erste Hochrechnung, die da auf seinem Internet-Post zu sehen ist? Auf dem Bild, das er geteilt hat, ist zu lesen: "Taleggio 48 Prozent." Taleggio, Taleggio . . . Wer war das gleich noch mal? Der Kandidat der Bayernpartei? Wir klicken das Bild größer: Okay, Kommando zurück. Ist nur Käse-Reklame. Und nein, das ist kein anderes Wort für Wahlwerbung.

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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