Mitten im Landkreis:Für alles eine Nummer

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Zahlen bestimmen heute den Alltag. Schon bald wird man sich vielleicht seinen Namen nicht mehr merken müssen.

Von Johann Kirchberger

Es gab Zeiten, da konnte man sich Telefonnummern von Freunden merken, weil sie nur aus vier oder fünf Zahlen bestanden. Heute sind es drei- bis viermal so viele, aber die braucht man sich nicht mehr zu merken, die speichert man ein. Die Kontonummern bei den Banken umfassen heutzutage 20 aneinandergereihte Zahlen. Die kann man sich aufschreiben, die EC-Kartennummer aber bitte nicht, die sollte man sich besser merken. Wer bei einer Firma etwas bestellen oder reklamieren will, tut gut daran, seine Kundennummer parat zu haben, sonst ist jede Kontaktaufnahme zum Scheitern verurteilt. Hat ein Gast in einem China-Restaurant die Nummer 311 bestellt, sollte er diese Zahl nicht vergessen, sonst trägt der Ober seine süßsaure Ente an einen anderen Tisch. Im Arbeitsamt oder im Freisinger Bürgerbüro bekommt man keine Nummer zugeteilt, man muss eine ziehen, um irgendwann sein Begehren vorbringen zu können. Wer das vergisst und geduldig wartet, hat Pech gehabt. Selbst Imker müssen jetzt im Landratsamt eine landwirtschaftliche Betriebsnummer beantragen, um die Erlaubnis zu bekommen, ihre Bienen gegen Krankheiten zu schützen.

Längst hat auch in der Lebensmittelbranche die Nummerierung Einzug gehalten. In der Hofpfisterei hat ein sehr gefragter Brotlaib die Nummer 1331. Und nun hat offenbar auch noch die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan ihr Bier nummeriert. 1516 heißt das neue, nach alten Rezepten gebraute Kellerbier, auf dessen Entwicklung der Brauereidirektor persönlich gespannt ist, wie in einer Werbebroschüre zu lesen ist. Fast scheint es so, dass Buchstaben langsam aber sicher von Zahlen besiegt werden. Deshalb kommt es auch nur noch gelegentlich vor, dass jemand glaubt, allein mit seinem guten Namen etwas erreichen zu können. Seinen Namen wird man sich vielleicht schon bald nicht mehr merken müssen. Wichtiger wird sein, sich die Nummer seines Personalausweises einzuprägen. Die ist sechsstellig. Werden wir schon hinkriegen.

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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