Mitten im Landkreis:Die Mühsal der Könige

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Als Sternsinger Spenden für den guten Zweck zu sammeln, ist zuweilen ein harter Job

Von Alexander Kappen

So ein Heiliger Drei König hat es wahrlich nicht leicht. Im Dienste der guten Sache als Sternsinger um die Häuser zu ziehen und Spenden für bedürftige Menschen zu sammeln, ist zuweilen ein Knochenjob. Das fängt ja schon beim Wetter an, dem es herzlich egal ist, dass die klassische Dreikönigsgarderobe im Normalfall nur bedingt schnee- und eistauglich ist - weshalb man sich das edle Gewand halt notdürftig über dicke Kapuzenpullis und wärmende Anoraks stülpt, wodurch man zwar vor Wind und Kälte geschützt ist, aber rein optisch unter Umständen nicht mehr ganz so königlich daher kommt.

Aber sei's drum, ist ja für den guten Zweck. Und so stapft man im modischen Skipisten-Königs-Kombi-Outfit also von Tür zu Tür, wo sich allerdings schon wieder neue Probleme auftun. Mancher aus einer nicht ganz so katholischen Ecke des Landes stammende und mit den hiesigen Gebräuchen nicht vertraute Student, den man gegen 14 Uhr in seiner Freisinger Wohnung aus dem Tiefschlaf klingelt, weiß gar nicht, wie ihm geschieht und wer die verkleideten Gestalten sind, die vor seiner Tür so schräg singen und dafür auch noch Geld haben wollen. Andere machen einen auf Tot-mannstellung und öffnen erst gar nicht. Ist halt nicht jedermanns Sache, sich ein paar Tage nach Neujahr, wenn der penetrante Raclette-Geruch von der rauschenden Silvester-Party gerade so einigermaßen verflogen ist, sich die Bude mit Weihrauch einnebeln zu lassen.

Wiederum andere machen sich wenigstens die Mühe, sich eine originelle Ausrede einfallen zu lassen. So wie die Frau, die sich dieser Tage an der Sprechanlage meldete, um mitzuteilen, sie könne leider nicht öffnen, "weil ich gerade im Bett liege". Was den Verdacht nahe legt, dass das Bett entweder direkt neben der Wohnungstür steht oder die Sprechanlage auf dem Stand der neuesten Technik ist und von sämtlichen Räumen aus mittels Universalvernetzung- gerne auch liegend - bedient werden kann. Ein anderes Mal, so ist von drei Freisinger Sternsingern überliefert, meldete sich an der Sprechanlage jemand und sagte: "Wir können leider nicht aufmachen, wir sind gerade nackt." Nun gut, das muss man, wohltätiger Zweck hin oder her, sich dann vielleicht doch nicht anschauen.

Kein Wunder also, dass die Sternsinger - irgendwann will schließlich auch mal ein Heiliger König Feierabend haben - sich einen gewissen Pragmatismus aneignen und in Mehrfamilienhäusern gelegentlich auch mal an zwei Türen gleichzeitig klingen. Das schlagende Argument: "Dann müssen wir nur einmal singen."

© SZ vom 05.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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