Mitten im Landkreis:Damit Fasten Spaß macht

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Verzicht üben ist manchmal gar nicht schwer

Von Alexander Kappen

Nun sitzt man also da. Es ist Mittwochvormittag. Vor einem liegt der übrig gebliebene Faschingskrapfen vom Vortag - man ringt mit sich und seinem Gewissen: Aufessen, weil das gute Stück nun schon mal da ist? Oder liegen lassen, weil doch die Fastenzeit schon begonnen hat? Wobei Letzteres in nahrungsmitteltechnischer Hinsicht doch sehr fragwürdig wäre, da so eine Fastenzeit - wie uns die Jahrhunderte lange Erfahrung lehrt - für gewöhnlich 40 Tage dauert und ein handelsüblicher Krapfen danach eher nicht mehr zu genießen ist.

Wenn wir schon dabei sind: 40 Tage Verzicht und Enthaltsamkeit sind ohnehin eine verdammt lange Zeit. Durchhalten ist da keine Selbstverständlichkeit. Zumal dann, wenn man, wie so viele Deutsche, während der Fastenzeit auf etwas verzichten möchte, auf das man nach menschlichem Ermessen gar nicht verzichten kann: Alkohol, Süßes, Handys.

Warum also versuchen, das Unmögliche möglich zu machen anstatt nach dem Möglichen zu streben, an dem man unmöglich scheitern kann? Auf was man in der Fastenzeit verzichten soll, ist ja nirgends in Stein gemeißelt. Und so ist, wenn man sich mal umhört, im Sinne der Erfolgsquote auch im Landkreis so mancher längst dazu übergegangen, die Abstinenz-Latte nicht allzu hoch zu hängen. Der Köln-affine FC-Bayern-Kritiker von nebenan etwa ist wild entschlossen, sich in den kommenden 40 Tagen kein einziges Spiel des Rekordmeisters anzusehen. Ein anderer hat sich fest vorgenommen, während der Fastenzeit eisern seine Kiwi-Diät durchzuziehen ("Ich esse alles außer Kiwi"). Und beim ohnehin sehr asketischen Eishockey-Bayernligisten EV Moosburg machen sie einfach weiter wie bisher. Nachdem sie sich schon vor der Fastenzeit in der Zwischenrunde jedes Punktgewinns enthalten haben, verzichten sie jetzt auf die Playoffs.

© SZ vom 11.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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