Mietschulden, unbezahlte Stromrechnungen, Wohnungsnot:Ganze Bündel voller Sorgen

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Familien mit Kindern kommen oft mit einem ganzen Bündel von Problemen zu "Donum Vitae". (Foto: dpa)

Die Zahl der Frauen und Familien, die sich bei der Beratungsstelle Donum Vitae in Freising Rat holen, steigt. Der Anteil der ausländischen Klienten macht bereits über 50 Prozent der Hilfesuchenden aus

Von Gudrun Regelein, Freising

Die Zahl der Frauen und Familien, die sich bei Donum Vitae in Freising beraten lassen, steigt. Über 2000 - genau waren es 2194 - Hilfesuchende und damit 369 mehr als noch 2015 zählte der Verein im vergangenen Jahr. Als Grund wurde am häufigsten die allgemeine Schwangerenberatung genannt (380 Fälle), mit 145 Fällen folgt die Schwangerschaftskonfliktberatung. "Diese ist ein staatlicher Auftrag, den wir erfüllen. Wir stellen auch den Beratungsnachweis für einen Schwangerschaftsabbruch aus", sagte Doris Hofmann, Leiterin von Donum Vitae Freising, bei der Jahrespressekonferenz am Dienstag. Vor allem 18- bis 25-jährige Frauen suchten diese auf, aber auch ältere Frauen kämen - und es seien Frauen aus allen Schichten. "Es ist eine sehr schwierige Konfliktlage", sagte Hofmann. In einer "behutsamen" Beratung gehe es nicht darum, Frauen zu manipulieren - "auch wenn wir von Anfang an sagen, es ist Leben" -, sondern man wolle gemeinsam einen Weg finden, mit dem die Frauen gut leben können. Noch immer stoße sie auf das Vorurteil, der Verein erteile die "Lizenz zum Töten", berichtete Christine Kömpel, die als Bevollmächtigte im vergangenen Herbst Irmengard Ortmaier ablöste. "Donum Vitae ist aber nicht gegen, sondern für das Leben", betonte sie. Die Entscheidung, ob sie das Kind bekommen wolle, liege aber letztendlich bei der Mutter. Der Verein bietet nicht nur diese Konfliktberatung, sondern beispielsweise auch eine psychosoziale Beratung bei unerfülltem Kinderwunsch oder bei einer zu erwartenden Behinderung des Kindes. Und er begleitet viele Familien noch bis zum dritten Lebensjahr des Kindes: Im vergangenen Jahr waren es 127 Mütter oder Eltern, die nach der Geburt des Kindes Donum Vitae besuchten. "Die meisten mit einem ganzen Bündel an Problemen", sagte Doris Hofmann. Neben finanziellen Problemen - wie Mietschulden oder unbezahlte Stromrechnungen - werde die Wohnungsnot zu einem immer größeren Thema. Helfen kann der Verein mit Mitteln aus den Soforthilfen oder mit Geld aus der Stiftung - insgesamt wurden 2016 fast 230 000 Euro ausbezahlt. "Wir schließen damit Lücken - eigentlich wäre es die Aufgabe des Staates, hier Hilfe zu leisten", sagte Hofmann.

Der Anteil der ausländischen Klienten macht bereits 50 Prozent aller Ratsuchender aus: 2016 wurden deshalb zwei sexualpädagogische Projekte für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge an der Berufsschule konzipiert. Insgesamt wurden für etwa 1180 Schüler ab der fünften Klasse altersgemäße Angebote zur Sexualpädagogik veranstaltet.

Finanziert wird der Verein mit seinen beiden Außenstellen Erding und Moosburg zu 65 Prozent von der Regierung von Oberbayern, zu 30 Prozent von den Landkreisen des Einzugsgebiets (Freising, Erding, Ebersberg und München-Land) und zu fünf Prozent aus Eigenmitteln - inzwischen sind das etwa 30 000 Euro jährlich.

© SZ vom 22.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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