Mein Freising:Endlich Gast

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Der frühere Organisator Michi Kasper kann das "Uferlos" jetzt als Privatmann genießen

Von Alexander Huber, Freising

Den meisten Freisingern dürfte Michael "Michi" Kasper vor allem als langjähriger Mitorganisator des Uferlos-Festivals bekannt sein. Von dort hat sich das Urgestein der Freisinger Kulturszene zwar mittlerweile zurückgezogen, das Gespür für öffentlichkeitswirksame Aktionen hat er aber nicht verloren - etwa mit der Ankündigung, in seiner Werbeagentur nur noch Mütter anzustellen.

SZ: Was ist Ihre Lieblingsecke in Freising?

Michi Kasper: Das kann ich nur schwer beantworten. Ich wohne hier schon seit 40 Jahren und habe fast jeden Stadtteil hinter mir. Vor drei bis vier Jahren hätte ich die Frage einfacher beantworten können, aber seit drei Jahren habe ich ein Kind und seitdem entdecke ich manche Sachen wieder neu. Ich finde Freising ist ein Gesamtkunstwerk. Freising hat mit Ecken nichts zu tun, sondern ist etwas ganz Rundes. Spezielle Lieblingsplätze hab ich nicht - also die habe ich natürlich, aber ich verrate sie nicht, sonst kommen da ja noch mehr Leute hin.

Was würden Sie als "König von Freising" ändern?

Ich würde die Monarchie abschaffen. Ne, ich darf mich jetzt nicht in die Nesseln setzen: Ich würde viel mehr Kultur schaffen, ich würde es den Gewerbetreibenden außerhalb der Innenstadt ein bisschen einfacher machen und ich würde als König von Freising versuchen, das Handwerk auf besondere Weise zu unterstützen.

In welches Freisinger Gebäude würden Sie sich gerne über Nacht einschließen lassen?

Ins alte Gefängnis, da kann ich nämlich gehen, wann ich will - also rein theoretisch.

Was ist für Sie "typisch Freising"?

Früher, wenn man durch die Lande gefahren ist, kannten die Leute vor allem die Uni, die Brauerei und den Dom. Heute ist Freising eigentlich vor allem wegen der Metzgerei Hack bekannt. ( lacht)

Wenn es möglich wäre: Mit welchem Freisinger, tot oder lebendig, würden Sie gerne mal einen Abend verbringen?

In der Tat würde ich mich sehr gern - und das ist auch als Aufforderung gemeint - mal wieder einen Abend lang mit Tobias Eschenbacher zusammensetzen. Und zwar nicht als Oberbürgermeister, sondern Freund. Den habe ich privat eigentlich seit er OB ist nicht mehr gesehen. Und er ist, soweit ich weiß, noch sehr lebendig.

Welches ist Ihr kultureller Höhepunkt im Freisinger Jahreskalender?

Jetzt, wo ich bei der Organisation nicht mehr dabei bin, noch mehr als vorher das Uferlos-Festival. Denn jetzt kann ich es auch als Gast genießen und es ist echt hervorragend, muss ich sagen. Jetzt sehe ich erst, welchen Stellenwert dieses Festival für Freising hat, was das ausstrahlt und wie schön es ist, da zu sein. Ich kann jetzt schlecht sagen, dass ich das dem Vipo Maat und Thomas Sedlmeier auch mal wünsche, sonst hören die vielleicht auch noch auf. Man kann jedem Veranstalter nur wünschen, dass er mal als Geist auf sein eigenes Festival kommen kann. Ich habe mir früher mal in einem SZ-Interview gewünscht, das Uferlos als Privatmann zu sehen - und das habe ich jetzt geschafft.

Wenn Sie Freising mal verlassen: Für welches Urlaubsziel am liebsten?

Ich bin am allerliebsten in den Alpen. Wir haben eine kleine Ferienwohnung in Reit im Winkel, das ist für mich wie eine zweite Heimat - aber trotzdem irgendwie Urlaub. Ich komme aber auch immer gerne nach Freising zurück, denn das ist einfach meine Heimat. Wenn man mich fragen würde, wofür ich Freising dauerhaft verlassen wollen würde, hätte ich echt Probleme. Kurzfristig verlassen würde - und werde - ich Freising für die kleine baskische Stadt Bilbao. Da war ich vor über zehn Jahren mal mit der Band Schein - das sind ja auch alle Freisinger. Da sind wir mit dem Sprinter runtergefahren, ein totales Erlebnis. Die Stadt ist mir seitdem immer im Kopf geblieben. Ich war erst im März da und im August werde ich mit zwei meiner Mitarbeiter hinfliegen: Das ist meine neue Lieblingsstadt.

© SZ vom 09.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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