Mehr Geld, mehr Güter:Höher, schneller, weiter

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Die Gemeinde Langenbach profitiert von der guten Anbindung ihres Gewerbegebietes an die Autobahn und den Münchner Flughafen. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Landkreis Freising ist in der Region ein Wirtschaftsriese. In Hallbergmoos gibt es schon mehr Jobs als Einwohner

Von Gerhard Wilhelm, Freising

Der Landkreis Freising ist in der Region München - die Landeshauptstadt und der Landkreis München ausgeklammert - ein Wirtschaftsriese. 6,386 Milliarden Euro wurden 2012 laut aktueller Statistik des Landesamtes im Landkreis an Wirtschaftsgütern oder Dienstleistungen erwirtschaftet. Jeder Einwohner trug rechnerisch mit 37 782 Euro dazu bei. Bei den knapp 75 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und den ihnen angeschlossenen Haushalten blieben davon zwar nur 22 692 Euro. Doch die Tendenz ist seit Jahren steigend. 2002 standen nur 18 446 Euro im Jahr zu Verfügung.

Die meisten Jobs gibt es im Landkreis im Bereich Handel und Verkehr, gefolgt von Dienstleistungen und dem produzierenden Gewerbe. Land- und Forstwirtschaft spielen kaum mehr eine Rolle. Zudem gibt es im Landkreis nicht nur Gewinner, bei einigen Gemeinden sank die Zahl der Beschäftigten seit 2003 sogar: in Rudelzhausen und Wang um weniger als zehn Prozent, in Wolfersdorf um etwa 15 Prozent und am stärksten in Neufahrn und Gammelsdorf (mehr als 20 Prozent).

Profiteure des wirtschaftlichen Aufschwungs sind nach absoluten Zahlen Hallbergmoos, Eching, Allershausen, Langenbach und die Stadt Freising - in dieser Reihenfolge. Sieht man sich nur die prozentuale Entwicklung seit 2003 an, ist Langenbach Spitzenreiter, vor Hallbergmoos und Kranzberg, Kirchdorf und Attenkirchen. Die Stadt Freising liegt dagegen eher im unteren Bereich.

Eine Kommune ragt bei allen Daten heraus: Hallbergmoos. Seit 2003 entstanden dort mehr als 6000 neue Jobs. In der Gemeinde gibt es mit 11 378 mehr Beschäftigte als Einwohner (Stand 2013). Hauptursächlich ist das 1994 in Betrieb genommene Gewerbegebiet "Munich Airport Business Park" mit seinen zahlreichen internationalen Firmen in Bürogebäuden.

Die Gemeinde Langenbach hat zwischen 1996 bis 2009 insgesamt 150 000 Quadratmeter an Gewerbeflächen geschaffen und wirbt mit einer "sehr guten verkehrlichen Anbindung an die Kreisstraße FS 13, die Bundesstraße B 11 und die Autobahn A 92" sowie der Nähe zum Flughafen München. Im "Munich Airport Logistics Park" haben sich entsprechend vor allem Logistikunternehmen angesiedelt. Eine gute Anbindung an Autobahnen oder den Flughafen hilft allen Gemeinden mit hohen Wachstumszahlen, wie etwa auch Kranzberg, Eching oder Allershausen.

Das stetige Wachstum hat sich auch auf dem Arbeitsmarkt niedergeschlagen. Im Jahr der letzten Erhebung des Statistischen Landesamtes Bayern für 2013 lag die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt bei 2,9 Prozent, im vergangenen August sogar nur bei 2,2. Während Freising damit deutlich unter den Werten für die Region München (4,5 Prozent) und Bayern (4,4 Prozent) liegt, ist die Bilanz beim Vergleich, welche Qualifikationen die Beschäftigten aufweisen, eher unter dem Durchschnitt. 12,02 Prozent hatten 2013 einen akademischen Abschluss (in Bayern waren es 12,56, in der Region München sogar 20,53 Prozent), 52,56 Prozent einen anerkannten Berufsabschluss (Bayern 60, Region München 47,18) und 12,92 Prozent konnten keinen beruflichen Abschluss vorweisen (Bayern 12,03, Region 10,36 Prozent).

Nur jeder fünfte Beschäftigte muss seine Gemeinde nicht verlassen, um an seinen Arbeitsplatz zu kommen. Der Rest muss pendeln. 29,6 Prozent fahren innerhalb des Landkreises zu ihren Arbeitsstellen, 70,4 Prozent kommen von außerhalb. Davon sind knapp mehr als die Hälfte aus der Region München, die anderen kommen aus Landkreisen außerhalb der Region. Davon wiederum mehr als die Hälfte aus Landshut oder Mühldorf am Inn, aber sogar aus Aichach-Friedberg, Rosenheim, Miesbach oder dem Ostallgäu. Daneben gibt es fast 39 000 Beschäftigte, die den Landkreis Freising verlassen müssen, um zu ihrer Arbeit zu kommen.

Diese hohen Pendlerströme dürften mit ein Grund dafür sein, dass es auch immer mehr Kraftfahrzeuge im Landkreis Freising gibt. 719 sind es 2013 je 1000 Einwohner gewesen. Fünf Jahre zuvor lag die Zahl noch bei 670.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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