Mauern und Fundamente:Beton am Schlangenweg

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Eine Mauer, Betonfundamente, feste Geländer, der Schlangenweg am Weihenstephaner Berg ist jetzt weitgehend befestigt. (Foto: Lukas Barth)

Der Bund Naturschutz kritisiert die bauliche Eingriffe an der Südseite des Weihenstephaner Bergs. Die TU München verweist auf ihre Verkehrssicherungspflicht als zuständige Dienststelle. Es bestand dort Rutsch- und Stolpergefahr

Von Alexandra Vettori, Freising

Es ist Jahre her, dass sich der Bund Naturschutz um einen höheren Schutzstatus für den Wald an der Südseite des Weihenstephaner Berges bemüht hat. Immerhin gibt es in dem knapp zehn Hektar großen, urwüchsig wirkenden Wald noch Spechte, Eulen und seltene Pflanzen. Ein "geschützter Landschaftsbestandteil" solle der Südhang deshalb werden, dann wären Fällungen alter Bäume nicht so leicht, betonte damals wie heute die Freisinger Kreisgruppe. Letztlich hat ausgerechnet die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt den Antrag auf Unterschutzstellung dann aber als unnötig abgelehnt. Als die Technische Universität (TU) im Vorjahr dann ankündigte, den Schlangenweg am Südhang zu befestigen, waren die Ängste bei Umweltschützern groß. Mittlerweile ist das erste Stück fertig, und die Geister scheiden sich nach wie vor an der Baumaßnahme im Grünzug.

"Es gab kein Verfahren, wir als Bund Naturschutz (BN) sind nicht gehört worden. Außerdem sind die Arbeiten nicht so durchgeführt worden, wie es der guten, fachlichen Praxis und der ökologischen Bedeutung entspricht", sagt Manfred Drobny, Geschäftsführer beim Bund Naturschutz in Freising. Natürlich könne man darüber streiten, ob in einem eher ursprünglich wirkenden Hangwald unbedingt Handläufe mit betonierten Fundamenten, Steintreppen und Kiesstreifen vorhanden sein müssen. Doch Fakt sei, so Drobny, "da sind Bäume und Sträucher angefahren und überschüttet und Baumstämme und Wurzelräume nicht gesichert worden".

Letzteres kann man in der Presseabteilung der Technischen Universität München weder zurückweisen noch bestätigen. Insgesamt aber verweist die Uni auf ihre Verkehrssicherungspflicht, die sie als örtlich zuständige, grundbesitzbewirtschaftende Dienststelle für den Freistaat Bayern, dem der Südhang gehört, übernommen habe. Es habe Rutsch- und Stolpergefahr auf dem Weg geherrscht und deshalb sei die TU verpflichtet gewesen, den Weg zu sichern. "Entweder man macht den Weg ganz zu oder man richtet ihn so her, dass keine Gefahr droht", erklärte TU-Pressesprecher Ulrich Marsch.

Dass die Arbeiten ohne Genehmigungsverfahren und nur in Abstimmung mit Stadt und Unterer Naturschutzbehörde stattfanden, liege wohl daran, vermutet er, dass der Eingriff zu klein war. Aus dem Landratsamt hieß es, "inwieweit ein solches Verfahren durchzuführen ist oder durchgeführt wird oder wurde, ist nicht bekannt." Für Manfred Drobny ist die Tatsache, dass im Vorfeld niemand genau wusste, wie die Befestigung aussehen solle, eine Folge davon, dass es keinen schärferen Schutzstatus für den Südhang gibt. Es sei für eine "grüne Uni" kein Aushängeschild, wie da mit einer so wertvollen Fläche umgegangen werde. "Letztendlich gibt es keine ökologische Zielsetzung, und das wird der Bedeutung nicht gerecht", sagt er. Man werde den Eindruck nicht los, dass nicht die ökologisch versierten Kräfte der TU eingebunden seien, sondern der technische Betriebshof, "es ist nicht so, dass da niemand mit grünem Sachverstand drüber geht".

Nachdem im Frühjahr der obere und mittlere Schlangenweg samt Treppe zum Hofgarten befestigt wurden, herrscht derzeit Ruhe. Im Oktober soll es weitergehen, welche Maßnahmen im unteren Bereich konkret nötig seien, werde man sehen, so die Presseabteilung. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 250 000 Euro. Dass die Grünen Hänge in Freising, zu denen auch der Weihenstephaner Südhang gehört, für die Freisinger wichtig sind, hat im Vorjahr eine Umfrage erbracht. Über 90 Prozent der befragten Bürger sahen in diesen Grünflächen grundsätzlich ein wichtiges Element für die Naherholung und die Freizeitgestaltung. Dabei wurden die Grünen Hänge nicht nur als wichtiger Naturraum genannt, sondern auch als Naherholungsgebiet. Einige Bürger wollten das Erscheinungsbild "verbessern", andere die Zugangsmöglichkeiten und die Beleuchtung optimieren. Von daher dürfte der neue Schlangenweg auf öffentliche Zustimmung treffen.

© SZ vom 27.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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