Marzling:"Auszuzeln" klappt international

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Ungewohnt aber "tasty": Weißwürste mit Brezn für die Teilnehmer des Internationalen Jugendworkcamps in Hangenham. (Foto: Marco Einfeldt)

Seit Samstag nehmen zehn Jugendliche an einem Workcamp im Naturfreundehaus in Hangenham teil. Sie helfen freiwillig, die Landschaft im Ampertal und im Freisinger Moos zu pflegen und lernen, wie man eine Weißwurst isst

Von Gudrun Regelein, Marzling

Mit der Weißwurst auf ihren Tellern können nicht alle der Teilnehmer am Internationalen Jugendworkcamp in Hangenham gleich etwas anfangen. Aber nachdem ihnen Wolfgang Kopf vom Jugendamt auf Englisch erklärt hat, wie das "Auszuzeln" beziehungsweise das längs Aufschneiden der "bavarian sausage" funktioniert, lassen es sich die jungen Leute schmecken. "Tasty", "lecker", sagt Francesco, der Italiener mit den langen Rastalocken, anerkennend und verzehrt gleich mal vier Stück.

Seit Samstag leben die zehn Teilnehmer am 15. Workcamp im Naturfreundehaus in Hangenham, in einer traumhaften Lage mit idyllischem Blick ins Isartal. "Hier oben haben sie kaum eine Ablenkung", sagt Matthias Maino vom Landschaftspflegeverband. Schon traditionell kämen jeden August junge Menschen aus der ganzen Welt, die sich für den Umweltschutz einsetzen und "von der Natur lernen" wollen, wie Maino sagt. Träger des Projekts, das von der Stadt Freising unterstützt wird, ist das Landratsamt. Projekt-Partner sind die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste mit Sitz in Bonn, die die Teilnehmer vermitteln. Vier Wochen lang werden diese unter der Anleitung von Tobias Oehmen vom Landschaftspflegeverband vor allem im Ampertal und im Freisinger Moos Wiesen zur Heugewinnung mähen, Zäune in Streuobstwiesen ausbessern oder Magerrasen pflegen. "Das sind Arbeiten, die jetzt am besten zu erledigen sind", sagt Maino.

Die Gruppe ist bunt zusammengewürfelt, die jungen Menschen kommen aus Deutschland, Italien, Spanien, Russland und Weißrussland. Der Jüngste, Felix, ist gerade 16 Jahre alt geworden, der Älteste ist Christian mit 24 Jahren. Er leitet auch gemeinsam mit Elaine das Camp. In der Gruppe werde alles selber organisiert, erzählt die 21-jährige Elaine. Im Naturfreundehaus versorgen sich die Teilnehmer selbst, putzen, kochen und kaufen gemeinsam ein. "Die Verantwortung wird auf alle übertragen." So werden beispielsweise "Cooking-Teams" ausgelost, die sich um das Essen kümmern. Das ist so international, wie es auch die Teilnehmer sind. So gab es schon ein spanisches Kartoffelomelette und italienische Pizza und Pasta. Geplant sei auch ein russischer Borschtsch. Es werde versucht - nicht nur beim Essen - auf die Wünsche der Teilnehmer einzugehen, "wir wollen jeden gerecht werden, jeder wird gehört", erklärt Christian. Bislang laufe es harmonisch, es sei eben ein gruppendynamischer Prozess, ein Konsens werde immer gefunden. Francesco, der Italiener, fühlt sich sehr wohl , er möge es, andere Leute kennenzulernen, sagt er. Die Arbeit sei zwar sehr anstrengend, erzählt Laura, die aus Sardinien kommt. So habe man gleich am ersten Tag kleine Weidenbäumchen aus dem Boden ziehen müssen. "Aber es macht Spaß." Auch Nadceya aus Minsk gefällt es, in der Natur zu sein, "hier ist es sehr malerisch." Sie wollte Deutschland kennenlernen und freue sich schon sehr auf die beiden Ausflüge nach München und in die Alpen. Der stellvertretende Landrat Robert Scholz findet es wichtig, dass junge Menschen aus aller Welt, wie bei diesem Camp, zusammenkommen: "Ich hoffe, das Miteinander führt dazu, dass wir uns in Europa und in der ganzen Welt besser verstehen."

Für die Teilnehmer des diesjährigen Workcamps werden noch Fahrräder gesucht. Ein Kontakt ist über den Gruppenleiter Christian Liepelt unter 01 78/522 68 65 möglich.

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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