Mann flog durch Waffenbestellung auf:Ziemlich viel auf dem Kerbholz

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37-Jähriger wird unter anderem wegen sexueller Übergriffe zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt

Von peter becker, Landshut/Freising

Lange Zeit hat ein 37-jähriger Mann aus dem Landkreis ein unbescholtenes Leben geführt. Dafür hat er in den vergangenen drei Jahren umso kräftiger zugeschlagen und fast nichts ausgelassen, was man so auf dem Kerbholz haben kann: unerlaubter Waffenbesitz, sexueller Missbrauch, Besitz von Kinderpornos und Verkauf von gefälschten Arzneimitteln. Dafür muss er jetzt für vier Jahre und drei Monate hinter Gitter. So will es die Strafkammer am Landhuter Landgericht, deren Vorsitzender Ralph Reiter an diesem Montag das Urteil gesprochen hat.

Dem Schiedsspruch war ein Rechtsgespräch zwischen dem Verteidiger des Angeklagten, Staatsanwalt und Strafkammer vorausgegangen. In diesem einigten sich die Prozessbeteiligten auf ein Strafmaß zwischen drei Jahren und zehn Monaten als unterster sowie vier Jahren und zehn Monaten als oberster Grenze - unter der Voraussetzung, dass der 37-Jährige ein umfassendes Geständnis ablegt. Was er denn tat. Immerhin ersparte er somit seiner ehemaligen Freundin eine Aussage zu den sexuellen Übergriffen, von denen der Beschuldigte Videoaufzeichnungen gemacht hatte.

Die Frau hatte über ihren Anwalt angegeben, dass ihr ehemaliger Freund ihr zu keiner Zeit bewusstseinsstörende oder narkotisierende Mittel wie etwa sogenannte K.-o.-Tropfen verabreicht habe. Das Gericht akzeptierte diese Angabe und geht davon aus, dass sich die Frau durch ihren übermäßigen Alkoholgenuss selbst in einen hilflosen Zustand versetzt hatte. Trotzdem wertete es die Taten des Angeklagten als massiven Eingriff in das Persönlichkeitsrecht der Frau. Sie sei durch die Videoaufzeichnungen erniedrigt worden.

Als "ein Kessel Buntes" bezeichnete Vorsitzender Richter Ralph Reiter den Mix an Straftaten, die sich der Angeklagte hatte zuschulden kommen lassen. Aufmerksam geworden war die Kriminalpolizei auf den Mann, als er drei Schusswaffen im sogenannten Darknet kaufe. Die halb automatischen Pistolen hatte er sorgfältig zerlegt. Vor dem Landgericht Landshut gab der Angeklagte dann an, er habe die Waffen für einen möglichen Selbstmord gekauft. Diese Idee sei in ihm gereift, als er seinen Vater und seinen Großvater an schweren Krankheiten habe dahinsiechen sehen. Zu seinem Gunsten wertete die Strafkammer, dass er den Ermittlern sofort die Waffenverstecke zeigte, als sie ihn in seinem Zuhause aufgesucht hatten. Der 37-Jährige zögerte auch nicht lange und teilte ihnen das Zugangswort für seinen Computer mit. Auf diesem entdeckten die Polizisten dann die Videoaufnahmen sowie die Kinderpornos.

Die Kriminalbeamten kamen auf diesem Weg auch dem Medikamentenhandel auf die Schliche. Der Angeklagte hatte über das Internet etwa 26 000 angebliche Potenzpillen auf pflanzlicher Basis verkauft und damit einen Gewinn von etwa 30 000 Euro gemacht. Den muss er nun im Nachhinein versteuern. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

© SZ vom 20.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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