Männerchöre in Marzling:Tiefe Stimmen

Lesezeit: 2 min

Der Gesangverein Marzling wurde im Jahre 1951 gegründet. Entsprechend seiner Tradition ist der Verein dem bayrischen Volksliedgut verbunden. (Foto: Privat)

Zum 42. Mal findet in Marzling am Palmsamstag das Treffen von sechs Männerchören statt. Tradition ist den Gesangsvereinen wichtig, neue Mitglieder würden sie sich trotzdem wünschen

Von Alina Sabransky, Marzling

Chormusik gehört zur Tradition der vorösterlichen Zeit. Gleich sechs Männerchöre kann man hören, wenn am Palmsamstag, 8. April, um 19.30 Uhr, zum 47. Mal das traditionsreiche Sechs-Chöre-Treffen stattfindet. Gastgeber ist in diesem Jahr der Gesangsverein Marzling, der in der Marzlinger Gemeindehalle unter anderem den Männergesangverein Ismaning, den Männergesangverein Harmonie Eching, den Männerchor Ergolding, den Liederkranz Landshut-Achdorf sowie den Europachor Landshut empfängt.

Neben guter, musikalischer Unterhaltung soll das Chortreffen vor allem eines beweisen, nämlich dass reine Männerchöre nach wie vor präsent sind, obwohl sie sich natürlich neue Mitglieder wünschen würden. Natürlich seien die Mitgliederzahlen in den vergangenen Jahren zurückgegangen, bestätigen sowohl Hans-Jürgen Rothermehl, Vorsitzender des Gesangvereins Marzling, als auch Gerhard Sonntag, Vorsitzender der Harmonie in Eching. So verzeichnet man in Marzling nur zwölf, in Eching immerhin noch 22 aktive Mitglieder. Außerdem zählen die meisten von ihnen eher zur älteren Generation. Viele der singenden Herren sind um die 60, manche auch schon über 80 und einige wenige Mitte 30. "In ihren Anfangsjahren haben die Männerchöre natürlich geboomt", erklärt Matthias Richter, der seit April 2016 Chorleiter in Eching ist. "Damals waren genau solche Vereine beliebte soziale Treffpunkte." Aber wie alles, stehen auch die Chöre im Wandel der Zeit.

"Biologisch erledigen" nennt Richter das Phänomen des fehlenden Jungnachwuchses. Rothermehl sieht einen Grund in der familiären Verpflichtung, die viele der jungen Männer zu tragen hätten. Sonntag und Richter betonen vor allem die unterschiedlichen Vorlieben der Generationen beim Singen und bei der Textauswahl. Er habe noch keinen Jugendlichen kennengelernt, der gerne traditionelles Liedgut singe, lacht Richter. "Natürlich versuchen wir, auch neue Elemente mit in unseren Chor aufzunehmen", erzählt Sonntag. "Wir fügen bekannte Operettenmelodien oder alte Schlager in unser Repertoire ein. Aber wir verstehen uns trotzdem als Kulturverein und so ist auch unsere Musik."

"Alle, die zu uns kommen, sind Laiensänger, Männer die einfach Spaß am Singen und an guter Gesellschaft haben", erzählt Richter weiter. "Natürlich haben unsere Chorproben einen gewissen Ablauf. Erst gibt es Lockerungsübungen, dann werden Lieder für spezielle Anlässe oder Auftritte, wie im Moment für das bevorstehende Palmsamstagsingen, einstudiert", so der Chorleiter. Trotzdem bleibe genug Zeit für die "Chorschokolade". So bezeichnet Richter Lieder wie "Lass mich dein Badewasser schlürfen", ein Stück aus den Zwanzigern von den "Comedian Harmonists", dem bekannten Berliner Vokalensemble.

Außerdem sei nach der Chorprobe das ein oder andere gemeinsame Bierchen auch nicht unüblich. Seit fast 90 Jahren trifft sich der MGV Harmonie Eching dafür beim Huberwirt: auch eine Tradition. Trotz so viel Geselligkeit und Pflege von Ritualen, berichten beide Vorstände, dass von selbst kaum ein neues Mitglied dem Chor beitreten würde. "Wenn, dann gehen wir aktiv auf die Leute zu und fragen, ob sie Lust haben."

Die meisten wüssten vorher nicht, ob sie bleiben würden. Manche der Mitglieder seien dann doch seit Jahrzehnten dabei. Ob das mitunter auch an Chorleitern wie Matthias Richter liegen mag? Denn der verspricht: "Jeder, der zu mir in die Chorprobe kommt, geht mit mehr Wissen nach Hause als er gekommen ist."

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: