Männer dürfen nur zu großen Festen mitkommen:Gespräche und Glücksrollen

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Auch eine vietnamesische Frauengruppe trifft sich regelmäßig im Freisinger "Raum der Begegnung". (Foto: Marco Einfeldt)

Frauen aus Vietnam vermissen in Deutschland oftmals das starke nachbarschaftliche Miteinander in ihrer Heimat. Im Raum der Begegnung in Freising tauscht sich die vietnamesische Frauengruppe vor allem beim gemeinsamen Kochen aus

Von Rebecca Seeberg, Freising

Die vietnamesische Frauengruppe Freising hat ihren internationalen Frauentag erst Ende März im Raum der Begegnung in Freising gefeiert. Er ist seit zwei Jahren der feste Treffpunkt der Gruppe. Kindergelächter, angeregte Gespräche und Musik erfüllen bei dem Fest den Saal. Für Tanz und Gesang ist gesorgt.

Mit Eleganz tragen die Vietnamesinnen ihre festlichen bunten Kleider, die sogenannten "Áo dài", zur Schau. Die deutlich kleinere Männerrunde, stolze Familienväter, beschränkt sich auf Anzug und Krawatte betrachtet das bunte Treiben wohlwollend aus kleiner Entfernung.

Auf der ganzen Welt wird der Frauentag am 8. März begangen. Während es in Deutschland um politische Ziele der Frauenbewegung geht, um Emanzipation und Gleichberechtigung, werde in Vietnam vor allem die Arbeit der Frau in der Familie und im Beruf gewürdigt, erzählt Amy Huong Tong, Sprecherin der Vietnamesischen Frauengruppe.

Sie wurde in Deutschland geboren, ihre Eltern immigrierten vor 23 Jahren nach Freising. "Wenn man in einem fremden Land lebt, dann sucht man oft seinesgleichen, um sich nicht einsam zu fühlen", sagt Tong. Außerdem vermissten viele ihrer Landsleute zunächst das nachbarliche Miteinander, das in Vietnam unkomplizierter und selbstverständlicher sei. "Auch das ist vielleicht einer der Gründe, warum die Gruppe ins Leben gerufen wurde", sagt Tong. Doch vor allem habe ihre Mutter eine Räumlichkeit gesucht, um den internationalen Frauentag zelebrieren zu können. Dabei sei sie auf den Raum der Begegnung gestoßen, den sie und eine feste Gruppe von ungefähr 40 Frauen bis heute nutzen.

Tong schätzt die Treffen sehr. Hauptsächlich wird gekocht, gegessen und geredet. "Dabei geht es immer drunter und drüber", erzählt sie fröhlich. Auch die Kinder werden mitgebracht. Die Männer dürfen allerdings nur zu großen Festen mitkommen. "Es tut einfach gut, einmal im Monat

Frauendinge zu machen. Wir sind nun mal ein Frauenverein", sagt die Sprecherin der Gruppe.

So chaotisch es für Außenstehende beim Essen zugehen mag, so organisiert sind die Vietnamesinnen, wenn es ums Kochen geht. "Jede Frau ist einer Gruppe zugeteilt, die aus meist fünf Personen besteht, innerhalb derer wiederum eine Sprecherin gewählt wird", schildert Tong, "die Sprecherin bestimmt dann, was gekocht wird und regelt den Ablauf."

Für Feste wie den internationalen Frauentag übertreffen die Frauen sich dann gegenseitig in ihren Kochkünsten. Da gibt es vietnamesische Köstlichkeiten wie Glücksrollen aus Reispapier, die fast von den voll beladenen Tabletten purzeln, salziges Schmalzgebäck, hoch getürmte asiatische Nudelpfannen und geleeartige Törtchen.

Kaum ist das Buffet eröffnet, stürzen sich die Gäste auf das Essen, plappern munter durcheinander, balancieren Rollen, Suppen und Nudeln artistisch über den Köpfen der Menge und haben, wie es scheint, einen Riesenspaß dabei.

Über Neuzugänge, auch über nicht vietnamesische, freut sich die Gruppe immer. Ihr Treffen findet jeden letzten Samstag im Monat zwischen 17 und 23 Uhr statt.

© SZ vom 16.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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