Luftverschmutzung und dritte Startbahn:Wahlkampf auf dem Fahrradsattel

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Die "Roten Radler" von der SPD waren im Landkreis unterwegs. Isabell Zacharias und Markus Rinderspacher lassen sich auf der Korbiniansbrücke die Ultrafeinstaub-Messergebnisse erläutern. (Foto: Marco Einfeldt)

Die "Roten Radler" um den SPD-Fraktionsvorsitzenden im Landtag Markus Rinderspacher und dem Freisinger Bundestagskandidaten Andreas Mehltretter nehmen sich auf ihrer Landkreistour der Sorgen der Bürger an

Von Johann Kirchberger, Freising

In Wahlkampfzeiten spült es jede Menge bekannter Politiker aufs Land. Die Freisinger SPD präsentierte am Sonntag den "Roten Radler" Markus Rinderspacher, der als Fraktionsvorsitzender für seine Partei im Landtag sitzt und nicht radelt. Er fahre aber nicht nur in Wahlkampfzeiten durchs Land, betonte Rinderspacher, bereits seit 2010 sei er viel mit dem Radl unterwegs und fahre jeden Sommer etwa 2000 Kilometer. "Radeln ist was Schönes", erzählte er, man komme mit den Leuten viel intensiver ins Gespräch und es sei ein gutes Symbol dafür, "dass wir uns anstrengen, dass die SPD strampelt und kämpft".

Rinderspacher, mit einem Damenfahrrad unterwegs, bekräftigte sein "Nein zur dritten Startbahn". Dafür gebe es keinen Bedarf, betonte er, weshalb kein neues Bürgerbegehren notwendig sei, "das geben die Zahlen nicht her". Mitgekommen nach Freising waren die Abgeordnete Isabell Zacharias und einige Anhänger, die sich in roten Hemden als "Team Rinderspacher" zeigten und sich an der Korbinianbrücke mit dem "Team Mehli", den Unterstützern des Freisinger Bundestagskandidaten Andreas Mehltretter vereinten. "Wir sind da, wo es gilt, sozialdemokratische Politik zu machen", sagte Zacharias und trug Mehltretter auf, das Direktmandat im Wahlkreis zu gewinnen.

Informieren ließ sich die eindrucksvolle Radlerschar an der Korbinianbrücke von Reinhard Kendlbacher und Wolfgang Herrmann vom Freisinger Bürgerverein über die Belastung durch Ultrafeinstaub in der Umgebung des Flughafens. Die führten gleich ihr Messgerät vor, das die vierfache Belastung des Normalfalls anzeigte, obwohl der Wind am Sonntagvormittag etwas ungünstig stand und nur schwach blies. Herrmann erläuterte die Gefährlichkeit des Ultrafeinstaubs, der bei der Verbrennung von Kerosin entstehe und der bei Flugzeugen, anders als bei Autos, mit technischen Mitteln nicht reduziert werden könne. Kendlbacher prangerte das Verhalten der Flughafen GmbH in der Ultrafeinstaubdebatte an. Wenn die FMG den Ultrafeinstaub nicht messe, sagte er, aber behaupte, die Luft sei in Ordnung, dann sei das "glatter Betrug". Und "eine Verarschung der Bürger", ergänzte Zacharias.

Dann auf Wunsch von Rinderspacher noch schnell ein Gruppenfoto vor der Korbinianstatue, und weiter ging es Richtung Attaching. Am Maibaum warteten Franz Spitzenberger und Michael Buchberger von der Bürgerinitiative. Sie zeigten den Münchner Gästen Pläne zur dritten Startbahn und erläuterten die Betroffenheit von Attaching und großer Teile des Freisinger Südens. Wegen der Wirbelschleppen müssten die Attachinger ihre Dachziegel anschrauben, erzählte Buchberger, Sonnenschirme müssten der Windstärke 6 standhalten und die Taferl am Maibaum müssten sturmfest gemacht werden. So etwas kenne er aus Erzählungen der alten Truderinger, sagte Rinderspacher, der in der früheren Flughafengemeinde wohnt. Da seien früher ständig die Ziegel vom Dach gefallen. Der SPD-Mann hatte nicht nur deshalb Verständnis für die Aussage von Spitzenberger, wonach "jeder in Attaching gegen die dritte Startbahn kämpft, Jung und Alt, Männer und Frauen".

Weiter ging es zum Attachinger Sportplatz, der beim Bau einer dritten Startbahn Geschichte wäre, und von dort vorbei an einigen "Kuriositäten des Übernahmegebiets". Buchberger erläuterte, welche Häuser von der FMG wegen angeblicher "geografischer Besonderheiten" nicht übernommen werden müssten und zeigte ein Anwesen, wo die Garage innerhalb und das Wohnhaus außerhalb des Übernahmeangebots liegt.

Der überwiegend rot gekleidete Tross, angeführt von einer Frau mit SPD-Fahne, besuchte danach das Feldkreuz des Bund Naturschutz auf einem Sperrgrundstück im Startbahngelände und fuhr schließlich weiter über Oberhummel auf dem Isarradweg nach Moosburg. Am Freibadgelände ließ sich Rinderspacher über die Pläne zum Bau eines Hallenbads informieren. Ein Sprung ins Wasser wäre zwar erfrischend gewesen, Zeit dafür blieb jedoch nicht. Auch in Moosburg und Umgebung, früher eine SPD-Hochburg, die aber schon vor Jahren geschliffen wurde, gab es schließlich noch viel anzuschauen.

© SZ vom 01.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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