München macht mit, Stuttgart, Regensburg und Nürnberg auch, Garching, Dachau, Vaterstetten und Starnberg sind bei der Aktion "pestizidfreie Kommune" ebenfalls mit dabei, die der Bund für Umwelt und Naturschutz ausgerufen hat. Im März zählte er bereits 250 deutsche Städte und Gemeinden, die auf die Giftspritze in ihren Grünanlagen verzichten, aus dem Landkreis Freising aber ist keine dabei. Das verwundert insoweit, als Freising sich im Mai dazu entschlossen hat, Glyphosat & Co. aus dem Stadtgebiet zu verbannen. Dennoch ist Freising der Leuchtturm im Landkreis, ist die Stadt doch die einzige Kommune, die den Pflanzengiften auch auf ihren an Landwirte verpachteten Feldern den Kampf angesagt hat.
Nur eine Gegenstimme gab es damals, als der Freisinger Stadtrat die Pestizide verbannte. Beantragt hatten das die Grünen, die Freisinger Mitte und die Linke gemeinsam. Auch gedüngt werden darf nur noch da, wo es unbedingt erforderlich ist. Gleiches gilt bei neuen oder der Verlängerung bestehender Pachtverträge für städtische Grundstücke an Landwirte. Wie viele Hektar das sind, kann die Stadtverwaltung schwer eruieren, es handelt sich laut Rathaus-Pressestelle um Äcker, Grünland und eine Schafweide.
Dass Freising nicht auf der Liste der 250 deutschen pestizidfreien Kommunen steht, darüber wundert sich Grünen-Stadtrat Jürgen Maguhn, wie er auf Nachfrage der SZ sagt. Allerdings habe man den Antrag nicht primär gestellt, um dort zu erscheinen, sagt er. Christl Steinhart erklärt, woran das liegt: "Unser Beschluss steht schlicht und einfach nicht im Zusammenhang mit der Liste des Bund der pestizidfreien Kommunen." Denn um dort zu aufgenommen zu werden, müssen sich die Kommunen aktiv auf der Homepage des Verbands melden.
In Neufahrn ist Grünen-Bürgermeister Franz Heilmeier stolz darauf, "Vorreiter beim Verzicht auf den Einsatz von Glyphosat" zu sein. Im Januar hat die Gemeinde ein Gerät zur Unkrautbekämpfung mit Heißwasser angeschafft. Es verbrennt den Pflanzenhals, vernichtet Chlorophyll und zerstört die Wurzelfasern von Unkräutern. Das klingt martialisch, ist aber vergleichsweise umweltfreundlich, denn in der Gemeinde werden weder Glyphosat noch andere Pestizide verwendet. Den Titel pestizidfreie Kommune trägt Neufahrn aber nicht, denn für die Landwirte auf Gemeindeflächen gibt es keine Vorgaben. Ebenso schaut es in Moosburg aus. Stadtgärtnerei und Bauhof verwenden keinerlei Gifte, wie Bauhofleiter Martin Holzner betont, schon seit Jahren nicht mehr. Wie Christoph Wimmer aus der Liegenschaftsabteilung berichtet, macht die Stadtverwaltung den Pächtern städtischer Flächen aber keine Vorgaben. Ausnahme sei das Verbot gentechnisch veränderter Pflanzen. "Aber Pestizide waren im Stadtrat noch kein Thema", so Wimmer. Ähnlich sieht es in Allershausen aus. Seit Neuestem gibt es hier eine Straßenkehrmaschine, die Unkraut mechanisch entfernt, davor wurde es jahrelang abgeflammt. Für Landwirte, die Äcker der Gemeinde pachten, gibt es laut Bürgermeister Rupert Popp keine Vorgaben. In Hallbergmoos steht eine Entscheidung noch aus. Dort haben Bürger beantragt, dass die Gemeinde und ihre Felder pestizidfrei werden. Daraufhin hat sich in der Bauernschaft massiver Protest erhoben. Die Entscheidung fällt voraussichtlich am nächsten Dienstag im Gemeinderat.
Mit im Boot ist auch der Landkreis Freising. Auf den von ihm bewirtschafteten Flächen werden keinerlei Pestizide, also auch kein Glyphosat, ausgebracht, auch nicht auf bebauten Grundstücken, etwa denen der weiter führenden Schulen.