Lisa Reich will zum Film:Üben für das Blitzlichtgewitter

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Will zum Film: Lisa Reich (Foto: Marco Einfeldt)

Lisa Reich ist erst 19 Jahre alt, doch ihr Ziel hat sie schon jetzt klar vor Augen. Sie will Filme machen. Jetzt ist sie für den Tassilopreis der SZ nominiert.

Von Thomas Radlmaier

Es ist wahrscheinlich, dass die junge Freisinger Regisseurin Lisa Reich einmal über einen roten Teppich schreiten wird. Es könnte sogar zufällig sein, dass Lisa Reich schon bald in Frankreich an der Côte d'Azur in ein Blitzlichtgewitter gerät und sich inmitten von Stars und Berühmtheiten der Filmbranche wiederfindet, und das im Alter von gerade mal 19 Jahren. So viel ist jedenfalls sicher: Lisa Reich wird Mitte Mai die internationalen Filmfestspiele in Cannes besuchen, eines der weltweit bedeutendsten Filmfestivals. Zugegeben: Die Reise nach Frankreich ist Teil eines Praktikums bei einem Münchner Filmproduzenten. Aber immerhin: Es werden ihre ersten Filmfestspiele in Cannes sein, vielleicht auch nicht die letzten. Damit sie ihre Filmleidenschaft weiter verfolgt, ist sie jetzt für den Tassilopreis der SZ nominiert.

Lisa Reich sitzt an einem kleinen Zweiertisch in einem Café in der Freisinger Innenstadt, als sie von dieser Leidenschaft erzählt. Sie nippt von dem Chai-Latte, der vor ihr auf dem Tisch steht, dann sagt sie: Das Besondere am Produzieren von Filmen sei, dass man zwischen den Bildern seine eigenen Aussagen transportieren könne. Sie sei zwar nicht gerade ein politischer Mensch, aber interessiere sich für bestimmte Themen und habe dazu eine eigene Meinung. Diese spiegele sich dann natürlich in ihren Filmen wieder.

Mittlerweile hat Lisa Reich so viele Kurzfilme gedreht, dass sie selbst gar nicht mehr genau weiß, wie viele es eigentlich sind. Im Mai vergangenen Jahres ist sie für ihre Kurzfilmsammlung mit dem Jugendkulturpreis der Stadt Freising ausgezeichnet worden. Gegen Ende des Jahres erhielt Lisa Reich einen Auftrag von der Stadt Freising. Sie sollte einen kurzen Trailer drehen über Freising als Fair-Trade-Stadt. Der Film setzt sich kritisch mit der Frage auseinander, weshalb eigentlich niemand Fair-Trade-Produkte kauft. Der Trailer lief schließlich sogar im Neufahrner Kino. Ihre eigenen Filmprojekte, bei denen sie auch gelegentlich die Filmmusik produziert, finanziert sie sich zum Beispiel über kleine Werbe- und Imagefilme oder dreht Wohnungsexposés für Immobilienunternehmen.

Seit kurzem hat sie ein Stipendium an der Deutschen Popakademie in München. Dort nimmt sie einmal in der Woche an einem Cutter-Kurs teil. Im Moment absolviert sie ein Praktikum bei einer Münchner Filmproduktionsfirma. "Ich lerne dort unglaublich viel", sagt Lisa Reich. Zudem könne sie durch dieses Praktikum Kontakte in der Branche knüpfen, unter anderem zur Hochschule für Film und Fernsehen in München (HFF). Schließlich möchte sich Lisa Reich dort im nächsten Jahr bewerben. Doch das Auswahlverfahren ist hart. Von annähernd 300 Bewerbern pro Jahr bekommen lediglich acht von der HFF eine Zusage. Lisa Reich weiß das. Daher bereitet sie sich sehr gut vor und arbeitet gerade an einem Drehbuch für den nächsten Film, den sie dann zusammen mit der Bewerbung im November einreicht.

Filme habe sie eigentlich schon immer geliebt, erzählt sie. Aber auf die Idee, selber Filme zu produzieren, sei sie erst vor zwei Jahren gekommen, bei einer Klassenfahrt nach Venedig. Als Teil eines Schulprojektes sollten Lisa Reich und ihre Klassenkameraden einen Kurzfilm in der italienischen Stadt drehen. Zurück in Freising hat sie dann gemeinsam mit einer Freundin das gesammelte Material zusammengeschnitten, und fertig war der erste Film. "Es hat mich damals richtig fasziniert, wie so ein Film entsteht", sagt Lisa Reich rückblickend, auch wenn sie nicht so gerne über ihre ersten Filmprojekte redet. Denn: "Wenn ich mir den Film heute noch einmal anschaue, dann ist mir das fast schon peinlich. Der war wirklich schlecht gemacht", sagt sie. Wenn Lisa Reich so von ihren ersten Filmprojekten erzählt, spürt man den Ehrgeiz, der sie antreibt. Man merkt, dass sie ein Ziel hat: "Ich möchte nach und nach mein Hobby zum Beruf machen. Irgendwann möchte ich einen Kinofilm produzieren. Das ist ein Traum, den ich habe." Aber dazu fehle im Moment das Geld. Man brauche jemand, der einem unterstütze.

Wenn Lisa Reich im Mai in Cannes bei den internationalen Filmfestspielen mit dabei ist, wird dort natürlich kein Film von ihr zu sehen sein. Im Rahmen ihres Praktikums darf Lisa Reich mit einer Münchner Filmproduktionsfirma an die Côte d'Azur fahren und den ganzen Trubel miterleben. Doch sie kann dabei ja schon einmal über einen roten Teppich laufen - und für später üben.

Weitere Vorschläge für den Tassilopreis der SZ können per Post, Fax oder E-Mail an die Lokalredaktion geschickt werden: Süddeutsche Zeitung, Landkreis Freising, E-Mail: lkr-freising@sueddeutsche.de, Telefon 0 81 61/ 96 87-0, Telefax 0 81 61/96 87-80. Einsendeschluss für die Vorschläge ist Samstag, 10. Mai.

© SZ vom 24.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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