Liberaler Club:Denkprozesse anregen

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Dirk Aggrey und Andreas Wolkenstein rufen in Freising einen Liberalen Club ins Leben, sie verstehen ihre Initiative als "Graswurzelbewegung". Die Diskussionsrunden stehen nicht nur FDP-Mitgliedern offen

Von Julia Kitzmann, Freising

In 27 Städten sind Liberale Clubs aktiv, nun gibt es auch einen in Freising. "Wir möchten den klassischen Liberalismus innerhalb und außerhalb der FDP fördern", sagt Dirk Aggrey, einer der beiden Initiatoren. Sein Mitstreiter Andreas Wolkenstein ergänzt: "Die Liberalen Clubs sind als Vor-Ort-Initiativen das Gesicht des liberalen Aufbruchs", das sei ein Projekt des FDP-Politikers und ehemaligen Bundestagsmitglieds Frank Schäffler.

Entscheidend sei, dass es sich nicht um Vereinigungen handele. Vielmehr stellten die Liberalen Clubs eine "Graswurzelbewegung" dar. "Es gibt zum Beispiel keinen Vorsitzenden. Wir beide sehen uns als Moderatoren", berichtet der in Freising lebende Aggrey, der wie Wolkenstein seit 2013 Mitglied der FDP ist. Der hat bereits Erfahrung: Schon an seinem Wohnort München und auch in Tübingen, wo er studierte und an der Universität arbeitet, hat er Liberale Clubs initiiert.

Mindestens vierteljährlich wollen die beiden jetzt Diskussionsrunden organisieren, die über die Internetseite angekündigt werden. Die Eröffnungsveranstaltung fand Mitte März statt. "Da war auch Frank Schäffler hier", erzählt Aggrey. Ein gutes Dutzend Interessierter habe sich eingefunden. "Jeder kann kommen, man braucht kein FDP-Parteibuch. Studenten waren dabei, aber auch ältere Bürger, die mit uns über die Ideen des klassischen Liberalismus diskutieren wollten."

"Liberalismus steht ganz generell für Freiheit und Toleranz. Der klassische Liberalismus begreift diese Freiheit als Instrument der Politik. Sie ist Voraussetzung für ein florierendes gesellschaftliches Leben", sagt Wolkenstein. Das bedeute nicht, dass etwa der Umweltschutz egal sei. "Der Staat muss vielmehr die Voraussetzungen für Unternehmen schaffen, damit sie umweltfreundlich Geld verdienen können. Die Freiheit ist das Instrument, um Nachhaltigkeit zu fördern." Gerade in der Wirtschaftspolitik brauche Deutschland mehr klassischen Liberalismus. "Weltweiter Freihandel ist das Ziel", sagt Aggrey. Auch bei der Armutsbekämpfung helfe der klassisch-liberale Ansatz. "Ungleichheit ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass es denen, die wenig haben, so schlecht geht", erklärt Wolkenstein Der Staat müsse da effizienter agieren, fügt Aggrey hinzu. "Wir wenden uns gegen den Regulierungsglauben und einen Vollkasko-Staat."

Haben sie keine Angst, mit solchen Forderungen ärmere Menschen abzuschrecken und genau die Klientel anzusprechen, die sowieso FDP wählt? Wolkenstein meint dazu: "Liberale Politik steht in der Pflicht zu zeigen, dass sie mehr Wohlstand bringt - gerade für die Menschen, die zurzeit abgehängt sind." Er will die Themen der Diskussionsrunden auch unter diesem Aspekt auswählen. An seinen Mitstreiter gewandt meint er: "Vielleicht schaffen wir es, deutlich zu machen, dass klassischer Liberalismus keine Klientelpolitik ist." Dies sei ein wichtiger Schritt, um ihn stärker in den gesellschaftlichen Fokus zu rücken. "Wir möchten aber auch in die FDP reinsprechen", sagen beide.

Sehen sie da eine Leerstelle in ihrer eigenen Partei? Die beiden FDP-Mitglieder grinsen. "Na ja, der Vorsitzende Christian Lindner ist nicht begeistert von der Bewegung", meint Aggrey. "Ich finde, dass Feindbilder das Denken zu sehr dominieren. Dabei haben die Sozialliberalen in der FDP und wir doch den gleichen Antrieb", sagt Wolkenstein. Seiner Meinung nach fehlt eine Vermittlerposition. Dass es in der Partei grundsätzlich unterschiedliche Sichtweisen auf liberale Werte gibt, findet Dirk Aggrey per se nicht schlecht. Die Liberalen Clubs wollten da ein Forum zum Austausch bieten.

Deswegen habe er sich umso mehr gefreut, dass auch FDP-Mitglieder, die die Ansichten Frank Schäfflers nicht unterstützen, zu der ersten Diskussionsrunde in Freising gekommen seien. "Genau darum geht es im Liberalen Club: Wir wollen fernab von parteitaktischen Überlegungen Denkprozesse anregen, neue Wege aufzeigen und verschiedenste Lösungsansätze anbieten."

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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