Lehrreich:Streifzug über den Campus

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Die Stadtführer bieten Einblicke in Weihenstephaner Gebäude, die viele Freisinger nie zuvor betreten haben

Von verena Bracher, Freising

Zum ersten Mal haben Wissbegierige bei der "Langen Nacht der Freisinger Stadtführer" den Weihenstephaner Berg durch Führungen genauer erkunden können. Bei einem Spaziergang durch den Oberdieckgarten erfuhren sie Interessantes über Gehölz- und Blütenarten oder konnten im Dekanatssaal die barocke Klosterausstattung betrachten. Ingo Stöckhardt und der Verein Architektur Aktuell führten durch Gebäude, die zwar viele Freisinger kennen, aber wenige schon einmal betreten haben: Unter dem Titel "Neue Architektur am Campus Freising-Weihenstephan" wählte er vier Bauwerke aus.

Im Staatlichen Bauamt haben die Besucher die Campus-Architektur zunächst in Miniatur betrachten können. Als einen "Sandkasten" im Maßstab 1:500, an dem die Architekten experimentieren könnten, erklärte Stöckhardt das Modell, das manche in der Realität noch nicht verwirklichte Bauten zeigte. Das Bauamt plant Gebäude für die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die Technische Universität München und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft. Das Heim der kreativen Gestalter der Campus-Architektur ist seit 2003 inmitten der Hochschulbauten am Staudengarten 2a angesiedelt und war von den Architekten mit viel Glas, einem Großraumbüro und einer überdachten Veranstaltungshalle selbst entworfen worden.

Über ihre grünen Bachelor- und Masterstudiengänge am Campus in Freising informiert die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. (Foto: Marco Einfeldt)

Im Eilschritt, um die vorgegebenen 45 Minuten der Veranstaltung nicht zu überschreiten, führte Stöckhardt zum "Gebäude an der Pappelallee", eigentlich dem Weihenstephaner Berg 5. Dieses mit viel Lärchenholz erbaute und 135 Meter lange "Glanzstück" ist seit 2005 Teil des Campus. Der Architekt Florian Nagler hat es entworfen. Der Blick in den langen Flur, der leicht ansteigend längs durch das Gebäude führt, zeigt ein beeindruckendes Zusammenspiel aus Holz und Licht. Die Bewohner dürften aber schnell gemerkt haben, dass Ästhetik und Nutzen nicht immer Hand in Hand gehen. Durch Regen verwittere die Fassade zusehends und die nach Süden ausgerichteten Fenster heizten die Räume stark auf, erklärte Stöckhardt.

Im Sommer 1990 kam Ingo Stöckhardt an das Bauamt. "Wir haben das Glück, hier viel verwirklichen zu dürfen", erklärte er seine Entscheidung, nie in ein anderes Architekturbüro gewechselt zu haben. Für die Geschichte des Campus hatte er sich von Anfang an interessiert und viele Bauwerke mitgestaltet, darunter die Universitätsbibliothek. "Ein Buch ist doch eckig, und nicht rund!" soll ein Informatiker bei ihrem Anblick ausgerufen haben, denn die Bibliothek ist kreisrund gebaut. Sie erstreckt sich über drei Etagen, wobei die oberste mit einer Dachterrasse den Studenten eine besonders schöne Aufenthaltsfläche bietet. Nicht nur ihnen steht die Universität offen - zu Öffnungszeiten rund um die Uhr dürfen sie Besucher betreten, ihre Architektur bestaunen und das Angebot an Tageszeitungen wahrnehmen.

Das "Gebäude an der Pappelallee" gehört ebenfalls zu einer Station der Tour. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein paar Schritte weiter steht das Gebäude der Fakultät für Land- und Ernährungswirtschaft, das Vorbeifahrenden durch rostrote Fluchttreppen auffallen dürfte. Sie bestehen aus Corten-Stahl, der in kürzester Zeit eine schützende Schicht aus Rost ansetzt. Innen ist das Gebäude nicht nur durch weiße Wänden und grauen Beton definiert: Grellgrüne Flächen setzen farbige Kontraste. "Die Idee kam von einem Baureferendar", erklärte Stöckhardt. Der habe sich aufgrund seiner Jugend besser in die Studenten hineinversetzen können und habe die moderne Farbe vorgeschlagen.

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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