Leere Ränge:Die Vier aus der letzten Reihe

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Diskussion über Ehrenämter findet bei Schülern kaum Interesse

Eine Aula voll leerer Stühle. Eine Putzkraft wischt zwischen den Reihen. Nur eine kleine Gruppe Menschen sitzt vor der Bühne. Eigentlich ein gutes Symbol für Ehrenamt, findet Sebastian Wanzke, Vorsitzender des Stadtverbands für Sport. "Auch da bekommt man für Engagement nicht immer großen Zuspruch." Wanzke ist am Mittwoch ins Josef-Hofmiller-Gymnasium gekommen, um in der "Woche des bürgerlichen Engagements" eine Podiumsdiskussion zu moderieren - eigentlich für Schüler. Die lassen sich allerdings an einer Hand abzählen, vier sitzen in der letzten der überhaupt besetzten Reihen. Die Diskussion findet trotzdem statt, "in intimer Form", wie Wanzke schmunzelt.

Außer ihm sind fünf weitere Diskussionsteilnehmer da, die gemeinsam das Wie und Warum des Ehrenamts erörtern wollen, unter ihnen Martin Reiter, Kreishandwerksmeister in Freising. Er kann in der mauen Anwesenheit kein Spiegelbild für die ehrenamtliche Jugend erkennen: "Ich habe nicht das Gefühl, einen rückläufigen Trend im Engagement der Jugend zu erleben." Nach wie vor beschäftige er Auszubildende, die ehrenamtlich aktiv sind.

Dass das im Lebenslauf gut ankommt, betonen Tobias Friedl vom Career-Center Hochschule Weihenstephan und Rainer Naujokat, Personalleiter der Sparkasse Freising. "Bewerber mit sozialem Engagement sind in der Entwicklung häufig einen Schritt weiter", stellt Naujokat fest. Friedl bewertet von Bewerberseite: "Im Ehrenamt finden junge Leute manchmal ihre große Leidenschaft - und damit vielleicht auch den Wunschberuf."

Auch junge Ehrenamtler stellen sich in der Runde vor: Johanna Rauch betreut die Jugendfeuerwehr Freising, fing dort selbst mit jungen Jahren an. Sonami Adhikari, eine 17-jährige Schülerin des Camerloher-Gymnasiums, hat nach dem Erdbeben in ihrer Heimat Nepal eine Spendenaktion gestartet, nach dem Bau des Containerdorfes neben ihrer Schule leistete sie Flüchtlingshilfe. Ihre Botschaft: "'Engagement macht stark' ist das Motto dieser Woche - und das stimmt wirklich." Rauch pflichtet bei: "Je stärker die Jugend, desto stärker die Gemeinschaft." Vielleicht haben sie ja die vier Schüler für sich gewinnen können.

© SZ vom 15.09.2017 / LADA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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