Lebenslang lernen:70 Jahre Freisinger Volkshochschule

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800 Kurse werden im aktuellen Frühjahrsprogramm angeboten

70 Jahre alt und dennoch stets auf der Höhe der Zeit ist die Volkshochschule (VHS) Freising, die jetzt mit dem neuen Frühjahresprogramm dieses beachtliche Jubiläum feiert. Das dicke Heft, das mit zwei grellroten Papageien auf dem Cover ins Auge springt, beinhaltet rund 800 Kurse in den Bereichen Gesellschaft, Beruf und EDV, Sprachen, Gesundheit und Kultur. Denn lebenslanges Lernen in allen Bereichen sei heutzutage selbstverständlich, kommentierte Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher das dicke Programm.

Das sich ständig verändernde Kursangebot der VHS ist auch ein Spiegel der gesellschaftlichen Veränderungen im Laufe von sieben Jahrzehnten. Während zum Beispiel vor 40 Jahren noch kaum jemand über einen PC verfügte, würden heute online Kurse angeboten, die die Teilnehmer zu Hause belegen könnten, berichtete Oliver Dorn, seit 25 Jahren Leiter der VHS-Freising. Auch im Bereich Gesundheitsbildung habe sich vor 70 Jahren sicher niemand vorstellen können, dass heute eine Ausbildung als "Meditations- und Stilletrainer" angeboten werde, schilderte Dorn, der auch für den Gesundheitsbereich verantwortlich ist. In den vergangenen Jahren hätten auch die Kampfkünste immer mehr Zulauf bekommen und er habe erst vor kurzem die Techniken "Bodyforming" und "Bodycross" ins Programm geholt.

"Wir sind auch mit 70 Jahren eine top-fitte VHS", freute sich der Volkshochschulchef. 1,2 Millionen umfasst der Jahresetat der VHS Freising inzwischen, Tendenz steigend. 25 Prozent davon finanziert die Stadt Freising, 75 Prozent spielen die Teilnehmerbeiträge ein. Rund 300 Dozenten hat die Bildungseinrichtung in ihrem Pool. Natürlich würde auch immer wieder Themen aussortiert, zum Beispiel Seidenmalerei oder Batikkurse seien heutzutage out, schilderte Katrien Vertommen, die für den Fachbereich Kultur verantwortlich ist. Ungebrochen beliebt seien dagegen Töpferkurse und inzwischen könne man an der VHS auch lernen, selbst kleine You Tube Videos herzustellen. Seit 26 Jahren leitet Isolde Wagner den Sprachenbereich, ein Dauerbrenner sei Italienisch, informierte sie.

Am allermeisten würden jedoch Kurse in Deutsch als Fremdsprache nachgefragt, denn im Landkreis lebten und arbeiteten sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund. Manchmal würden die Teilnehmer der Sprachkurse dann noch weitere Angebote der VHS nutzen, die sie interessierten, eine andere Sprache oder eine Sportart. Das freue sie dann besonders, so Wagner. Eine weitere sehr begehrte Fremdsprache sei inzwischen auch Chinesisch, dafür habe sich vor 25 Jahren noch kaum jemand interessiert.

Das aktuelle Jubiläums-Programm ist das Letzte unter der Verantwortung von VHS-Vorsitzendem Thomas Claus. Der ehemalige Lehrer am Hofmiller-Gymnasium engagiert sich seit 42 Jahren ehrenamtlich für die VHS. Anfangs sei er noch für alles alleine verantwortlich gewesen, für das Personal, Abrechnungen und das Sekretariat, erinnerte er sich. Heute gestalte er gemeinsam mit VHS-Leiter Dorn und der zweiten Vorsitzende Elisabeth Seitzl die inhaltliche Ausrichtung des Programms. Zum Glück seien die Zeiten vorbei, wo sich auch Anhänger der Scientology-Sekte als Dozenten bewarben, erinnert sich Claus.

Aber noch immer müssten alle Dozenten und auch die Vereinsmitglieder eine Erklärung unterzeichnen, dass sie keiner Sekte angehörten. Schließlich sei die VHS Freising ein unabhängiger Verein, der nur der Bildung verpflichtet sei, betonte Claus. Denn im Gegensatz zu Wissen und Ausbildung, die veralten könnten, sei eine einmal gewonnene Bildung etwas, was man nie mehr verliere. Sie sei "Voraussetzung für Toleranz und Lebenselixier der Demokratie", ist Claus überzeugt.

© SZ vom 31.01.2018 / Ka - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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