Tagwerk-Betrieb in Niederhummel geschlossen:Biometzgerei ruft Wurst zurück

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In einer Gelbwurst aus der Tagwerk-Produktion sind erhöhte Listerienwerte festgestellt worden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

In einem Produkt sind überhöhte Listerien-Werte entdeckt worden.

Von Francesca Polistina, Langenbach

Die Tagwerk-Biometzgerei mit Sitz in Niederhummel bei Langenbach hat am vergangenen Freitag einen Listerienfall gemeldet. Betroffen ist laut Aussagen der Firma eine verpackte Gelbwurst à 80 Gramm mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 16. Januar, bei der bei einer Routinekontrolle in einem Münchner Bioladen eine überhöhte Menge an Listerien festgestellt wurde. "Wir waren erst mal schockiert", sagt Geschäftsführer Reinhard Gromotka. Sicherheitshalber wurden diverse Wurst- und Schinkenprodukte zurückgerufen - vom Rückruf ausgenommen sind Fleisch, Salamistangen, Polnische, Pfefferknacker sowie Presssack im Kunstdarm, weil bei der Produktion laut Tagwerk keine Listerienvermehrung möglich ist. Der gesamte Betrieb wurde grundgereinigt und bleibt bis einschließlich Mittwoch geschlossen.

Listerien sind Bakterien, die weit verbreitet in der Umwelt vorkommen. Eine Übertragung auf den Menschen findet hauptsächlich über den Verzehr von kontaminierten und nicht erhitzten Lebensmitteln statt, wie zum Beispiel Rohfleisch und Rohmilchprodukte. Durch Erhitzungsverfahren wie Kochen, Braten und Pasteurisieren werden die Bakterien abgetötet.

"Wichtig ist, dass man Konsequenzen zieht"

Bei gesunden Menschen kommt es nur selten zu einer Infektion und noch seltener zu einer Erkrankung, die häufig nicht diagnostiziert wird, weil es keine spezifischen Krankheitsanzeichen gibt. "In den meisten Fällen verlaufen die Symptome wie bei einem normalen Magen-Darm-Infekt", sagt Christian Fiedler, Chef der Notaufnahme im Klinikum Freising. "Harmlos ist das Bakterium trotzdem nicht, denn bei Schwangeren, alten Menschen und Immunschwächen etwa bei Tumorkranken kann es schwere Folgen haben und tödlich sein", erklärt er. Behandelt wird eine Listeriose mit Antibiotika. Das Bakterium, so Fiedler, sei in der Umwelt überall präsent. Hygienemaßnahmen können sein Auftreten in Lebensmitteln reduzieren, aber nicht komplett ausschließen. "Wichtig ist, dass man Konsequenzen zieht und die Produktion genau untersucht", sagt der Arzt. Insgesamt ist die Krankheit jedoch selten: 79 gemeldete Listeriosefälle gab es 2019 in Bayern, wie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mitteilt. Das ist der niedrigste Wert seit 2013.

In der Tagwerk-Biometzgerei ist man zuversichtlich, dass der Betrieb von Donnerstag an wieder normal verlaufen wird. "Am Wochenende ist die ganze Produktion einer Grundreinigung unterzogen worden, alle Maschinen wurden auseinandergebaut und desinfiziert. Am Montag wurden erneut Proben genommen", sagt Reinhard Gromotka.

Rückgabe in den Läden möglich

Wo sich der Infektionsherd genau befindet und wie das Bakterium in der Gelbwurst landen konnte, ist allerdings noch nicht klar - und laut Tagwerk-Chef auch "schwer nachzuvollziehen". Die Ergebnisse der Proben, die von einem unabhängigen Labor analysiert werden, sollten am Dienstagabend oder spätestens am Mittwoch vorliegen, erst danach wird man mit der Neuproduktion starten. Laut Aussagen der Firma gab es bei der Tagwerk-Biometzgerei bisher noch nie einen Listerienfall.

Wie das Unternehmen mitteilt, wurden die Produkte in München und in den Landkreisen München, Landshut, Freising, Erding und Mühldorf verkauft. Bei allen vom Rückruf betroffenen Produkten besteht die Möglichkeit, sie gegen Erstattung an die Verkaufsstelle zurückzubringen. "Bisher hatten wir vereinzelte Rückgaben", so Gromotka.

© SZ vom 28.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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