Langenbach:Die Zukunft der Jugendarbeit

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Bezirksrat Johannes Becher fordert eine professionelle Ausstattung der Treffs und Zentren mit Fachpersonal. Der Kreisjugendring bietet Unterstützung an

Von Karlheinz Jessensky, Langenbach

"Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Das Ende der Welt ist nahe." So wurde vor 4000 Jahren in einem Keilschrifttext über die Jugend geklagt, heute klingt es - wie in all den Zeiten dazwischen - oft ähnlich. Wie die Jugend heute wirklich ist und welche Zukunft die Jugendarbeit haben kann, damit beschäftigte sich bei einer Versammlung der Langenbacher Grünen der Moosburger Stadt-, Kreis- und Bezirksrat Johannes Becher, der an einem Jugendprogramm des Bezirks Oberbayern mitgearbeitet hat.

Das Häuflein der Interessenten an dieser Veranstaltung war überschaubar: Eine Handvoll Betreuer des Langenbacher Jugendtreffs, darunter die neu eingestellte Jugendpflegerin Andrea Löffler und die Jugendreferentin des Gemeinderats, Verena Juranowitsch. Becher nannte aus dem Jugendkonzept des Bezirks drei Säulen der Jugendarbeit: Jugendtreff und -zentrum, finanziert und durch hauptamtliches Personal von der Gemeinde unterstützt. Dann die Jugendarbeit in Vereinen und Verbänden, überwiegend ehrenamtlich, und als drittes Schulen, Jugendarbeit und Jugendhilfe. "Sie haben es nicht wirklich leicht, aber auch nicht wirklich schwer. Ist das das Problem der Jugend?", lautete eine der Fragen. Die Bildungschancen steigen, die Garantien sinken, es gibt viel Freiheit, wenig Rebellion. In der Shell-Jugendstudie 2015, nach Bechers Einschätzung "die beste, die es gibt", ist von einer "pragmatischen Generation" die Rede, die nach Sicherheit und Selbstbestimmung strebt, der Familie und Freunde wichtig sind, beruflicher Erfolg und hoher Freizeitwert. 99 Prozent haben Internetzugang, 34 Prozent sind sozial engagiert, das politische Interesse steigt - nicht aber an Parteien.

Der Landkreis Freising hat eine Jugendumfrage erstellt, ist mit der Auswertung allerdings noch nicht fertig und möchte laut Becher die Ergebnisse selbst noch vor den Sommerferien vorstellen. 2529 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren haben online den Fragebogen beantwortet, in Langenbach beispielsweise 44 und in Moosburg 189. Nicht gerade eine überragende Anzahl in zwei Gemeinden, in denen man stolz ist auf die Jugendarbeit. Alle mitwirkenden Gemeinden werden übrigens speziell für ihren eigenen Bereich Ergebnisse mitgeteilt bekommen.

80 Prozent der Jugendlichen verbringen ihre Freizeit an ihren Orten, 94 von 100 haben Interesse an dem, was in ihrer Gemeinde geschieht, 38 immerhin, wenn es einen selbst betrifft. Die Konsequenz für die Jugendarbeit: Treffs und Zentren müssen professionell mit Fachpersonal ausgestattet sein, kleinere Gemeinden können sich dazu eines Kooperationsmodells über den Kreisjugendring bedienen. Die Jugendsozialarbeit muss an allen Schulen, nicht nur den Grundschulen mit mehr als 20 Prozent mit Migrationshintergrund, bedarfsgerecht durchgeführt werden. Beteiligung ist das Stichwort, denn davon lebt die Demokratie.

Gelungene Beispiele sind für Becher das Jugendparlament in Moosburg und der Jugendkreistag im Landkreis. "Junge Menschen müssen ernst genommen und aktiv eingebunden werden." Beispielhaft auf Bezirksebene sind die Inklusionsteams bei den Sportvereinen in Gröbenzell und Gauting. Unbedingt notwendig sei politische Bildung, etwa durch die Fachstelle Politische Bildung, eine einzurichtende Jugendbildungsstätte in Nord-Oberbayern, die Förderung politischer Bildungsangebote in Jugendparteien oder eine U-18-Wahl.

© SZ vom 08.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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