Kurzes Referat:Problemfall Neubürger

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Sünzhausener Bürgerversammlung verläuft eher unspektakulär

Von Kerstin Vogel, Freising

Eigentlich war es ja ganz gemütlich da im Versammlungsraum des Sünzhausener Feuerwehrhauses. Man saß zwar ein bisschen dicht gedrängt und zu essen gab es nur "Wurstsalat und Wurstsalat", wie ein Besucher scherzte. Beim Wirt andererseits, wo üblicherweise die Bürgerversammlungen des Freisinger Ortsteils abgehalten wurden, hätte es an diesem Dienstagabend gar nichts gegeben - der nämlich hatte zu.

Also traf man sich im Feuerwehrhaus und hörte zu, wie Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher in der neuen Rekordzeit von 35 Minuten einen Abriss über die Stadtpolitik gab und trotzdem kein großes Thema ausließ. Ob Haushalt der Stadt, Westtangente, Nordostumfahrung, Steinpark, Isarsteg, neues Kino, Startbahn oder die offizielle Einweihung der neuen Freisinger Eissporthalle am 10. Oktober: Die Sünzhausener wissen jetzt Bescheid.

802 Menschen leben derzeit in dem Freisinger Ortsteil, das konnte ihnen der Oberbürgermeister außerdem mitteilen - und dass Robert Weller, der Mobilitätsreferent des Freisinger Stadtrats, demnächst ein Sünzhausener wird, verriet der Oberbürgermeister auch noch. Ein Neubürger, mit dem man in dem Dorf wohl keine Probleme haben wird, was offensichtlich nicht bei allen Zugezogenen der Fall ist. Josef Krimmer, früherer CSU-Stadtrat in Freising, empörte sich in einer etwas kryptischen Wortmeldung jedenfalls über "die Neubürger", die sich ständig über irgendetwas beschweren würden, andererseits aber mit "Felsbrocken" vor ihren Anwesen den Verkehr behinderten. Was genau das Problem war, wurde nicht näher beleuchtet.

Mit dem Ausbau des Eichenwegs und des Lohwegs stehen in Sünzhausen zwei Projekte an, die insgesamt 515 000 Euro kosten werden. Obwohl die Kosten dafür laut Straßenausbaubeitragssatzung zu 90 Prozent auf die Anwohner umgelegt werden sollen, hielt sich der Protest in der Bürgerversammlung in Grenzen. Anders als bei früheren Gelegenheiten hatte die Stadt dieses Mal frühzeitig Informationsveranstaltungen abgehalten und offenbar die meisten davon überzeugt, dass die finanzielle Beteiligung der Bürger ebenso unausweichlich ist, wie der Ausbau selber.

Was den von den Sünzhausenern teilweise sehnsüchtig erwarteten Radweg entlang der Giggenhausener Straße angeht, konnte Eschenbacher noch mitteilen, dass die Stadtverwaltung aktuell an der Genehmigungsplanung arbeite. Anschließend gehe es an die Verhandlungen über den notwendigen Grunderwerb, so dass mit einem Baubeginn im Jahr 2017 zu rechnen sei.

Kritische Worte musste sich der Oberbürgermeister zum Umgang der Freisinger Verwaltung mit den Bürgern anhören. Man habe manchmal schon das Gefühl, dass bei der Stadt die Meinung vorherrsche: "Der Bürger ist lästig", kritisierte ein Besucher der Versammlung. Ein anderer ärgerte sich, dass er auf seine Anfrage zu einem Zuschuss für die Rasenpflege durch den Sportverein weder von der Verwaltung, noch vom Oberbürgermeister selbst bislang eine Antwort erhalten habe. Eschenbacher versprach, konkreten Beschwerden im Einzelfall nachzugehen, wies die pauschale Kritik an seinen Mitarbeitern jedoch mit Nachdruck zurück.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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