Kunden bedauern die Entscheidung:Nach 20 Jahren ist Schluss

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"Kaserer" Stephan Gruber räumt seine Regale leer. Der 63-Jährige geht in den Ruhestand. (Foto: Marco Einfeldt)

"Kaserer" Stephan Gruber schließt sein Geschäft in der Freisinger Innenstadt

Von Clara Lipkowski, Freising

Der "Kaserer" Stephan Gruber hat sein Geschäft an der Oberen Hauptstraße in Freising geschlossen. Am Donnerstag hatte er zum letzten Mal unterschiedliche Käsesorten im Angebot, dann war Schluss. Nach mehr als 20 Jahren wollte Stephan Gruber schlicht nicht mehr.

"Jetzt nehme ich erst einmal den Resturlaub der letzten 15 Jahre", sagt er und lacht. Denn dazu sei er nie gekommen. Die Entscheidung habe er vor etwa einem halben Jahr gefällt. Nun sei er weder erleichtert noch traurig. "Ich höre auf, wenn es am schönsten ist." Denn der Laden sei gut gelaufen, doch man müsse immer mit vollem Einsatz dabei sein. Jetzt wolle er erst einmal die Ruhe genießen, sagt der 63-jährige gelernte Einzelhändler.

Vielleicht kümmere er sich ein bisschen um seine Bienen, verrät der Hobbyimker, vor allem aber wolle er sich nicht festlegen. Eine Reise habe er jedenfalls nicht geplant, einen Job bei einem Biounternehmen habe er ausgeschlagen. Am Donnerstag hatten Vater und Tochter die noch verbliebenen Produkte zu deutlich reduzierten Preisen angeboten. Die große Theke war noch mit Käse und Oliven gefüllt, die meisten der braunen Holzregale aber waren schon leer und gereinigt. Um 13 Uhr war dann Schluss. Stephan Gruber sperrte die Ladentür zu und ließ die gelbe Jalousie vor dem Schaufenster zum letzten Mal herunter.

Seiner Tochter Nicole Errgott ist dieser Schritt nicht leicht gefallen. Sie hatte sechs Jahre lang im Käseverkauf mitgearbeitet. "Natürlich gehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge", sagt die 45-Jährige, "schließlich hat mich der Laden ein Stück weit in meinem Leben begleitet." Der Verkauf habe ihr immer Spaß gemacht, besonders, die Kunden zu beraten. "Man muss viel wissen, über die Sorten, deren Herstellung, was wozu passt und heutzutage auch, ob Laktose enthalten ist". Aber auch sie freue sich auf das, was nun kommt. "Ich werde jetzt wieder in Teilzeit als Floristin und in meiner Hundeschule arbeiten", erzählt sie.

Die Kunden bedauern, dass der Laden schließt. Eine junge Frau kauft am Donnerstag noch kurz vor knapp Bergkäse und Oliven. Auf die Nachricht, dass der "Kaserer" aufhört, reagiert sie betroffen. "Ach, des is so schod!", sagt sie. Wenn kleine Läden dieses Schicksal ereilt, sei dies besonders bedauerlich - wegen der ganzen guten Sachen. Zwischen letzten Beratungsgesprächen, welcher Käse am besten zu gefüllten Zucchini passe, geht Nicole Errgott noch an das klingelnde Telefon. "Vielen Dank, das wünsche ich Ihnen auch" sagt sie und legt lächelnd wieder auf. "Viele Kunden wollen sich jetzt bedanken und verabschieden", sagt sie, das freue sie natürlich. Einige hätten ihr gesagt, dass der Kaserer zu einer Freisinger Institution geworden sei.

Feinschmecker müssen aber nicht lange trauern, die Versorgung mit Camembert, Pecorino, Ricotta und Co. bleibt in der Innenstadt weiterhin sicher gestellt. Schließlich gibt es beispielsweise den "Kasdandler" am Marienplatz. Und auch wenn der Asamkomplex saniert wird und das Käsegeschäft von Marianne Lang ausziehen muss - neue Räumlichkeiten hat die Käsesommelière schon gefunden. Von Mitte September an gibt es ihren Käse dann in der Oberen Hauptstraße - in den Räumen, in denen bisher Stephan Gruber seinen Käse-Köstlichkeiten angeboten hat.

© SZ vom 23.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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