Kritik und viele Fragen:Klartext reden mit Erich Irlstorfer

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Etwa 60 Bürger kommentieren den CSU-Wahlkampf

Von Clara Lipkowski, Freising

Oft ist Kritik zu hören an "denen da oben", die nichts mehr mit den "normalen" Bürgern zu tun haben. Gemeint sind meist Politiker. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer will das auch nach der Wahl nicht hinnehmen und hat Unterstützer und Interessierte zu einem Kritikabend eingeladen. Auch im Landkreis Freising hat seine Partei massiv Prozentpunkte eingebüßt, nun soll Klartext geredet werden.

Und so sitzen am Donnerstagabend rund 60 Personen im Freisinger Hofbrauhauskeller an zwei langen Holztischen. Vor sich Schorle oder Weißbier und ein Blatt mit 13 Fragen. Irlstorfer bittet alle, den Zettel auszufüllen, sie sollen seinen Wahlkampf beurteilen, schreiben, was sie sich anders gewünscht hätten. Rund 400 der Bögen seien schon raus, sagt er, Ende des Monats wird ausgewertet. Eigentlich aber geht es im Saal um die Kritik von Angesicht zu Angesicht. Die Stimmung ist gut, man rechnet ihm hoch an, dass er sich als MdB hinstellt und kritisieren lässt.

"Wir haben im Wahlkreis 214 alle 50 Städte, Märkte und Gemeinden für die CSU gewonnen", sagt der Bundespolitiker zur Begrüßung, das sei ein ordentliches Ergebnis. "Aber 9000 Stimmen zu verlieren, das kann ich nicht hinnehmen." Nach und nach treten mehr als ein Dutzend Zuhörer mit ihren Fragen und Kommentaren ans Rednerpult, Irlstorfer notiert. Einig sind sich viele darüber, dass die Wahl für die CSU eine Denkzettelwahl war - zu Gunsten der AfD. "Die Leute haben sich nicht mehr ernst genommen gefühlt", sagt ein Mann aus Zolling, "aber viele sind eigentlich gar keine Rechten." Ein Hallbergmooser CSUler meint: "Der Bürger ist nicht mehr mitgekommen." Werde ein straffälliger Flüchtling nicht abgeschoben, weil er plötzlich krank wird, sei das nicht nachvollziehbar. Ein Polizist aus Freising blickt kritisch auf den Wahlkampf: "Er war einfach zu lasch", sagt er, das Profil zu unscharf. Es gebe Gegenden in Freising, die nahezu No-go-Areas seien - darüber müsse man sprechen.

Auch die Obergrenze für Flüchtlinge wird angesprochen. Irlstorfer sagt dazu: "Das Thema muss im Parlament diskutiert werden, nicht in Talkshows." Die Zahl, die jetzt vereinbart wurde, sei korrigierbar, nach unten - oder nach oben. Trotzdem, meint ein Zollinger, die CSU habe vor der Wahl den Eindruck erweckt, sie sei bei dieser Frage "eingeknickt".

Ein anderer Mann lobt: "Deine Arbeit ist gut, es muss sich im Großen und Ganzen was ändern. Die "wahnsinnige Aufwertung von Homosexuellen durch Angela Merkel" etwa passe nicht zu einer christlich-sozialen Partei, meint er und erhält Applaus. Für einen Erlauer ist der Verlauf der Nordostumfahrung ein Übel. "Wir ersticken da draußen." Irlstorfer verteidigt sich - er hatte sich für die Finanzierung durch den Bund eingesetzt. "Es ist nicht die beste Variante, aber ich bin überzeugt, dass wir sie brauchen." Lärmschutzwände für die Anwohner und Bodenbeläge seien Dinge, "die kann man mit Geld regeln." Er kommt an dem Abend nicht dazu, alle Fragen zu beantworten. Aber auf den Einwand einer Frau: "Und was ist jetzt mit der Startbahn?", stellt Irlstorfer klar: "Ich dränge darauf: Eine Entscheidung muss her."

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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