Kreistag hat Zweifel:Mit Husten in die Ambulanz

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Der Plan, die Notaufnahme zu entlasten, stößt auf Kritik

Von Peter Becker, Freising

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) möchte im April des kommenden Jahres im Freisinger Klinikum einen ambulanten Bereitschaftsdienst einrichten. Das gab Krankenhaus-Geschäftsführer Andreas Holzner während der Kreistagssitzung an diesem Donnerstag bekannt. Hintergrund ist, die Notaufnahmen von Bagatellfällen zu entlasten. Dies bestätigte Holzner auf Nachfrage von Claudia Bosse (Grüne). An die neue Stelle könnten Patienten sich beispielsweise bei "Husten, Schnupfen und Heiserkeit" wenden, fügte er hinzu. Manche Kreisräte reagierten auf das Vorhaben der KV allerdings eher verschnupft, weil den Kommunen das neue System einfach übergestülpt wird. "Ohne dass wir uns dagegen wehren können", ärgert sich Kreisrätin Anita Meinelt. Anton Neumaier zweifelt generell daran, dass das neue System funktioniert.

Laut Holzner soll die ambulante Bereitschaft nach derzeitigem Stand am 24. April starten. Niedergelassene Ärzte stehen bis etwa 22 Uhr Patienten zur Verfügung. Die Stelle hat mit dem Klinikum selbst nichts zu tun. Das Krankenhaus stellt der KV, welche die Ambulanz betreibt, lediglich Räume zur Verfügung. Bayernweit seien 110 solcher Praxen geplant, informierte Holzer. Eine solche Einrichtung sei für eine Region mit etwa 125 000 Einwohnern zuständig. Dabei sei es Patienten durchaus zuzumuten, auch mal eine halbe Stunde zur nächsten Bereitschaftsstelle zu fahren. Nach Informationen von Holzner ist die KV nicht gewillt, Ausnahmen zu gestatten - auch nicht in ländlichen Regionen, in denen der herkömmliche ärztliche Bereitschaftsdienst gut funktioniert.

Eben dies beansprucht Anita Meinelt für Moosburg, die als Bürgermeisterin die Stadt "arg betroffen" sieht. Sie glaubt nicht, dass der angekündigte Fahrdienst, der etwa alte Menschen zu der Bereitschaftstelle fahren soll, funktioniert. Sie ist bereits bei der KV vorstellig geworden. "Doch der Handlungsspielraum ist gleich Null." Neumaier, der Kreisvorsitzender des Roten Kreuzes ist, klagte, dass da wohl "lauter Theoretiker am Werk sind". Er könne sich auch nicht vorstellen, dass das Vorhaben, insbesondere der Fahrdienst, sinnvoll umsetzbar sei. Er rät möglichen Patienten, gleich bei der Rettungsleitstelle in Erding anzurufen und sich mit dem Notarzt nach Freising fahren zu lassen.

Das Erdinger Krankenhaus hat im Übrigen in Form einer "Pilotregion" an einer Testphase des neuen Systems der KV teilgenommen. Ihm sei aber nicht bekannt, dass die Erdinger Notaufnahme deshalb gravierend entlastet worden wäre, sagte Holzner. Er wird in der Kreistagssitzung im Juli des kommenden Jahres darüber informieren, wie die Bereitschaftspraxis läuft. Dann ist sie immerhin schon zwei Monate im Betrieb.

© SZ vom 01.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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