Kranzberger Städtepartnerschaft:"Die Zeit war reif"

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Alfons Berger erinnert sich an die Gründung der Verbindung

Interview von Petra Schnirch

SZ: Zuletzt ist es etwas ruhiger geworden um die Partnerschaft, bestehen noch viele Kontakte zwischen Dun-sur-Meuse und Kranzberg?

Berger: Es gibt vereinzelt noch Kontakte, aber natürlich nicht mehr in der Anzahl wie früher, auch weil die Personen gewechselt haben. In Dun gibt es einen neuen Bürgermeister, den kenne ich noch nicht persönlich, die Komiteevorsitzende ist weggezogen. Mit der Familie, bei ich schon seit 1981 wohne, bestehen aber immer noch sehr herzliche Kontakte, andere schreiben sich zumindest regelmäßig.

Glauben Sie, dass das Jubiläum, sobald Corona es zulässt, die Partnerschaft wieder etwas beleben kann?

Auf alle Fälle, wir werden es versuchen. Ich war 2019 noch mal drüben, da haben wir Pläne geschmiedet für heuer, das hat sich natürlich alles zerschlagen. Weihnachten und Neujahr tauschen wir aber immer Glückwünsche aus, hin und wieder telefoniert man auch.

Sollte auch der Austausch junger Leute aus beiden Kommunen wieder stärker gefördert werden?

Das müsste man auf jeden Fall wieder anleiern. Ich werde heuer, so hoffe ich, im Partnerschaftsverein einen Nachfolger, eine Nachfolgerin bekommen. Die jungen Leuten werden dann mit Sicherheit wieder etwas organisieren - nicht mehr mit 40 Leuten wie früher, aber mit acht bis zehn im Minibus. Aber es ist schwieriger geworden.

Woran liegt das?

Man darf nicht vergessen, Dun hat jetzt noch etwa 680 Einwohner, Kranzberg über 4000. Die wirtschaftliche Entwicklung war nicht so wie hier. Junge Leute ziehen weg, viele orientieren sich nach Paris oder Nancy. Das Collège, eine Realschule, die früher Deutschlehrer hatte, ist in einen größeren Ort gewandert. Es ist schwierig, aber nicht hoffnungslos (lacht). Man darf nicht vergessen: Die ersten 20 Jahre war die Aussöhnung im Vordergrund gestanden. Die Leute, die das organisiert hatten, waren teilweise noch Kriegsteilnehmer. Jetzt merkt man gar nicht mehr, dass man über die Grenze fährt, das ist alles selbstverständlich geworden - und dann ist es auch nicht mehr so attraktiv.

Diese frühe Annäherung zwischen Kranzberg und Dun-sur-Meuse: War das etwas Besonderes? Viele andere Städtepartnerschaften mit Frankreich sind ja erst später entstanden.

Ja, die Zeit war reif, sich mit Frankreich zu beschäftigen und auch umgekehrt. Dun liegt mitten im Kampfgebiet von 1914/18, es gibt einen deutschen Soldatenfriedhof, dort wurden Kränze niedergelegt. Das war am Anfang ein wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung. Da hat sich schon etwas getan. Es war das Bedürfnis da, die Partnerschaft zu gründen und zu pflegen, die Aussöhnung war für diese Generation einfach wichtig.

Halten Sie solche Städte- oder Gemeindepartnerschaften auch heute noch für wichtig?

Auf alle Fälle. Man sagt ja, jede Fremdsprache ist ein zweites oder drittes Leben, weil man von einem Land doch wesentlich mehr erfährt.

Was wäre Ihre Vision für die nächsten zehn Jahre?

Dass vor allem die Jugend wieder rüber fährt, etwa die Feuerwehr oder die Sportjugend. In den ersten Jahren, 1973/74, sind auch Fußballspiele gemacht worden - man muss schauen, was für Möglichkeiten es gibt. Es ist eine wunderschöne Landschaft, es gibt ein Ausflugsboot auf der Maas, Verdun ist interessant, Metz - es gibt viel zu sehen. Zuletzt war etwas Sendepause, es muss ja auch drüben jemand da sein, der das in die Hand nimmt. Wir sind jetzt aber gerade in Kontakt mit dem Bürgermeister.

© SZ vom 30.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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