Kompromiss gefunden:Peterhof vor dem Abriss bewahrt

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Weniger Wohnungen im neuen Quartier nördlich des Hofbrauhauses, dafür werden Gaststätte und Bierkeller erhalten

Kerstin Vogel

Das Gasthaus Peterhof bleibt, die alten Bierkeller der Brauerei unterhalb des Lokals auch, ein paar Bäume allerdings müssen weichen, wenn das neue Quartier mit mehr als 50 Wohnungen nördlich des Hofbrauhauses am Mainburger Berg kommt wie geplant. Seitens der Stadt steht dem nichts mehr im Weg: Der Planungsausschuss hat sich noch einmal mit den Einwendungen und Anregungen zu dem entsprechenden Bebauungsplan befasst und diesen dann als Satzung beschlossen. Damit endet ein gut sieben Jahre währendes Gezerre um diese Planung, das sich vor allem am Denkmalschutz für den Peterhof, aber auch an Protesten der Anwohner entzündet hatte.

Das Areal für das künftige Wohngebiet zwischen Mainburger Straße und Lankesberg ist mehr als 12 000 Quadratmeter groß und war ursprünglich als Erweiterungsfläche für das Hofbrauhaus vorgesehen. Die Brauerei aber will nicht mehr expandieren und hat deshalb die Freisinger Architekten Sebastian Habermeyer und Norbert Gmeiner beauftragt, Pläne für eine Wohnbebauung zu erarbeiten. Die wurden 2005 erstmals vorgelegt und sahen den Abriss des Peterhofs vor - zugunsten einer dichten Bebauung entlang der Mainburger Straße, eines "Bauriegels", der vor allem dem Schallschutz dienen sollte.

Von Anfang an aber protestierte das Landesamt für Denkmalpflege gegen den Abriss der alten Gaststätte, die immerhin aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt und später auch von Stadtheimatpfleger Norbert Zanker und den Experten im Gestaltungsbeirat als schützenswert erachtet wurde. Tatsächlich war es aber wohl eine Intervention des damaligen Oberbürgermeisters Dieter Thalhammer, nach der die Architekten 2010 einen weiteren Entwurf präsentierten, der den Erhalt des Peterhofs vorsah: Drei "Stadtvillen", vier weitere Wohnhäuser und mittendrin die alte Gaststätte, das war das Konzept, um das es seither geht und das nun auch im Bebauungsplan festgeschrieben wurde. Ob der Peterhof allerdings auch in Zukunft als Gastronomie weitergeführt wird, steht noch nicht fest.

Die Zahl der geplanten Wohnungen hat sich mit der neuen Planung von ursprünglich 70 auf 54 reduziert. Dafür wurde aber dem Ärger von zwei Anliegern der Boden entzogen, die sich durch die massive Bebauung gegenüber von ihren Häusern und die ursprünglich dort geplante Einfahrt in das neue Wohnviertel gestört gefühlt hätten: Der Verzicht auf den "Bauriegel" und die Verlegung der Tiefgarageneinfahrt nach Norden machte die Beschwerden gegenstandslos, wie es im Planungsausschuss hieß.

Lange diskutiert wurde in all den Jahren auch über die alten Bierkeller, wobei man sich schon innerhalb des Landesamts für Denkmalpflege wohl nicht ganz einig war, wie schützenswert die Gewölbe nun eigentlich sind. Der aktuelle Gebietsreferent hatte zuletzt gefordert, die Keller zu erhalten. Dass man es tatsächlich tun wird, hat aber vor allem einen ganz profanen Grund: Es ist günstiger, den Baugrund auf Pfählen über den Gewölben abzustützen, als sie einzureißen oder zu verfüllen. Mit dem Erhalt der Keller ist ein Wunsch von Zanker erfüllt worden - trotzdem ist der Stadtheimatpfleger mit dem neuen Bebauungsplan nicht glücklich: In seiner Stellungnahme nennt er "die sehr bewegte Hanglage" des Areals "völlig ungeeignet für eine innerstädtische Wohnanlage". Außerdem kritisiert er, dass den neuen Wohnhäusern auch der Fußweg, der an der Hangkante von der Steinkaserne zur Altstadt führt, geopfert werden muss.

Dieses und andere Opfer, beispielsweise im Baumbestand, wollen die Freisinger Stadträte jedoch in Kauf nehmen - auch, weil es dafür Ausgleichsflächen in Pulling geben soll. Wenn man den Planungsgrundsatz "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" ernst nehme, um dem Flächenverbrauch entgegenzuwirken, müsse man hier eine Wohnbebauung ermöglichen, so das Argument.

© SZ vom 27.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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