Kommentar:Zweifel sind erlaubt

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Muss man Kanäle von Privatgrundstücken wirklich alle zehn Jahre auf ihre Dichtigkeit prüfen?

Von Alexandra Vettori

Gut, die Prüfung der Abwasserkanäle ist bezahlbar. Je nach Länge fallen für Hausbesitzer 80 bis 300 Euro an. Wird aber ein Schaden gefunden, kann es teuer werden, Prognosen in Eching gehen von bis zu 10 000 Euro aus. Trotzdem gibt es auch bei der Sanierung an sich wenig zu deuteln, ein dichter Kanal und damit der Schutz des Grundwassers ist im Sinne aller. Wirklich aller? Oder eher im Sinne der ausführenden Firmen, die in den Genuss einer Art kommunaler Wirtschaftsförderung kommen? Zweifel sind erlaubt.

Denn warum soll die Dichtigkeit des Kanalnetzes in der Millionenstadt München nur alle 20 Jahre überprüft werden, in Eching aber im Zehn-Jahres-Turnus? Warum müssen Hausbesitzer in Berlin, Bremen oder Hessen ihre Kanäle ohne Schadensverdacht gar nicht prüfen? Warum gibt es Fachleute, die private Abwässer so ungefährlich finden, dass sie außerhalb von Wasserschutzgebieten die Dichtheitsprüfungen ohne Verdacht für unnötig halten?

Fragen wie diese hätten viele Hausbesitzer gerne mit ihren Bürgermeistern und dem Zweckverband diskutiert, konnten es aber nicht, weil sie vorab nichts erfuhren. Die Aufforderungen zur Prüfung wurden einfach verschickt, mal in diese Straße, mal in jene. Was die erste Runde der Prüfungen anbelangt, ist der Zug abgefahren, aus Gründen der Gleichbehandlung werden die Hausbesitzer in Eching und Neufahrn nicht darum herum kommen. Doch die Verbandsräte sollten sich fragen, ob ausgerechnet in ihrem Versorgungsgebiet mit dem niedrigen Grundwasserstand ein so hohes Gefährdungspotential herrscht, dass alle zehn Jahre geprüft werden muss. Und in einem Punkt können die Bürgermeister auch noch nachbessern: Für offene Informationen ist es nicht zu spät.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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