Kommentar:Wenig Gesprächsbedarf

Das geringe Interesse an der Bürgerversammlung überrascht, böte die doch Gelegenheit, über das Großprojekt Innenstadtgestaltung zu diskutieren

Von Kerstin Vogel

Es ist schon seltsam. Obwohl die neue Innenstadtkonzeption seit sieben Jahren diskutiert wird, schimpfen Anwohner der Altstadt bei jeder Gelegenheit über die angeblich schlechte Informationspolitik der Stadt, empören sich über vermeintliche Luxusausbauten und tatsächliche Kostensteigerungen. Man kann das bis zu einem gewissen Punkt verstehen, schließlich müssen die Eigentümer über die Straßenausbaubeitragssatzung mitbezahlen und wenn es ans eigene Geld geht, ist Protest keine völlig abwegige Reaktion.

Schwer nachzuvollziehen ist allerdings, wenn dann zur zentralen Bürgerversammlung im Rathaus gerade einmal 25 Besucher kommen, die sich eher für die Fahrräder am Bahnhof interessieren als für den millionenschweren Umbau der Altstadt. Das wäre doch eigentlich eine gute Gelegenheit gewesen, dem Oberbürgermeister auf den Zahn zu fühlen, Fragen zu stellen, Kritik vorzubringen und dem eigenen Anliegen noch einmal Gehör zu verschaffen.

Die "Bürgerinitiative Innenstadtsanierung", die zuletzt im Mai die mangelnden Mitsprachemöglichkeiten der Bürger scharf kritisiert hatte, hat diese Gelegenheit verstreichen lassen, so wie laut Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher auch keiner der Protagonisten das Angebot angenommen hat, in seine Bürgersprechstunde zu kommen und offene Fragen dort zu klären. Fast könnte man meinen, die Betroffenen hätten resigniert - stünde da nicht die im Mai mehr oder weniger unverhohlen ausgesprochene Drohung im Raum, am Ende ein Gericht mit dem Ausbau der Freisinger Altstadt zu befassen. Wer sich bereits entschieden hat, diesen Weg zu gehen, kann auf Diskussionen in einer Bürgerversammlung natürlich verzichten.

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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