Kommentar:Viel mehr geht nicht

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Die Zahlen des Statistischen Landesamtes zeigen, dass der Landkreis Freising einer der größte Profiteure des Flughafens ist. Sie zeigen aber auch, dass wohl Grenzen erreicht werden

Von Gerhard Wilhelm

Statistiken sind so eine Sache. Nicht umsonst heißt es: "Trau keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast". Aber in der Regel ist es eher eine Sache der Interpretation beziehungsweise des Gegenüberstellens von Zahlen, die es ermöglichen, unterschiedliche Ergebnisse zu erzielen.

So sind die Kreiswirtschaftsdaten, die der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München für Freising herausgegeben hat, auf den ersten Blick nicht gut für den Landkreis, denn sie fallen im Vergleich zu Zahlen anderer Landkreise eher schwach aus. Man könnte fast meinen, dass es mit Freising bergab geht oder dass die anderen vorbeiziehen.

Doch dem ist nicht so. Die vorgelegten Daten decken einen Fünfjahreszeitraum ab, nicht aber eine Gesamtentwicklung seit der Eröffnung des Flughafens. Denn seitdem hat Freising einen wirtschaftlichen Aufstieg hinter sich, den andere Landkreise, die ebenfalls von der Lage her interessant sind für Firmen, jetzt erst langsam kompensieren. Gleichzeitig zeigt sich, dass Freising wohl auf einem Niveau angekommen ist, das kaum noch gesteigert werden kann. Für 6,4 Milliarden Euro wurden 2012 Güter und Dienstleistungen erwirtschaftet. Der Abstand zu den anderen Landkreisen ist enorm, dort ist also viel Aufholpotenzial.

"Verlierer" sind die Landkreise, die weiter weg liegen vom Airport: Ebersberg, Starnberg. Gut im Rennen liegen Erding, Dachau und Fürstenfeldbruck. Letztere profitieren vor allem von der guten Anbindung an den Flughafen über die Autobahn. Die Aufteilung der Erwerbstätigen nach Wirtschaftszweigen unterstützt die Bedeutung des "Jobmotors" Flughafen: Fast jeder Zweite ist im Bereich Handel und Verkehr beschäftigt (47,9 Prozent), 30,1 Prozent im Dienstleistungsbereich und nur noch 21,6 Prozent im produzierenden Gewerbe. Land- und Forstwirtschaft spielen so gut wie keine Rolle mehr.

Man könnte jetzt natürlich diese Zahlen insofern interpretieren, dass ein weiteres Wachstum nur durch den Ausbau des Flughafens gewährleistet sei. Es sieht aber so aus, als sei der Landkreis Freising auch ohne dritte Startbahn an einen Punkt gelangt, den man "gesättigt" nennen kann. Ein geringfügiger Zuwachs könnte deshalb eher zu einer unproportional höheren Belastung der Natur, der Bauland-, Bau- und Mietpreise führen.

© SZ vom 23.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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