Kommentar:Vernünftiges Projekt

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Die Langenbacher Flüchtlingsunterkunft fördert die Integration

Von Christoph Dorner

Nach dieser Informationsveranstaltung wäre es eine Bankrotterklärung für den Langenbacher Gemeinderat, wenn er am Dienstag bei seiner Sondersitzung gegen die Baugenehmigung für die Asylbewerberunterkunft stimmen würde. Denn die Stimmung in der Bevölkerung war am Mittwoch eindeutig. Die Mehrheit ist für den Bau der Unterkunft für 78 Personen. Nicht allein, weil die Gemeinde Flüchtlinge vom Landkreis zugewiesen bekommt und sie aufnehmen muss, sondern auch, weil sich in Langenbach Verantwortungsbewusstsein und Hilfsbereitschaft regen.

Daran hatte man kurz gezweifelt, als mehr als 40 Bürger in der Gemeinderatssitzung gegen den Bau der Unterkunft protestierten und eine Unterschriftenliste übergaben. Dass Gemeinderat Andreas Apold, Freie Wähler, daraufhin den Antrag stellte, den Beschluss auf die kommende Woche, also einen Termin nach dem Informationsabend, zu verschieben, klingt zunächst vernünftig. Nach mehr Transparenz. Gleichzeitig hat die Mehrheit der Langenbacher Gemeinderäte dadurch den fatalen Eindruck erweckt, sich von einem Mob, dessen Protestmotive höchst undurchsichtig erschienen, beeinflussen zu lassen.

Bürgermeisterin Susanne Hoyer ist in der Sache kein Vorwurf zu machen. Die Schwester des Kreisvorsitzenden der Linken, Guido Hoyer, hat bewiesen, dass sie keine kommunale Flüchtlingspolitik nach Farbenlehre betreibt, obwohl sie im vergangenen Jahr mit der Unterstützung der CSU und der Freien Wähler gewählt worden ist. Die 45-jährige Juristin hat bei der Suche nach Standorten zur Unterbringung von Flüchtlingen im Ort nicht nur keinen Fehler gemacht. Für Hoyer sind, anders als für viele Kommunalpolitiker im Landkreis, Asylbewerber auch nicht allein ein Kostenfaktor, sondern auch Menschen.

Das spiegelt sich auch in der geplanten Unterkunft wider. Es ist ein Haus, das Flüchtlinge nicht bereits architektonisch herabwürdigt. Es hat einen Bolzplatz, ein Beachvolleyballfeld und einen Raum für Begegnung. Gegen dieses integrative Projekt gibt es keine richtigen Argumente. Auch deshalb ist der Informationsabend in Langenbach so ruhig verlaufen.

© SZ vom 24.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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