Kommentar:Verheerende Signalwirkung

Warum die Schließung der Rentabel-Kaufhäuser verhindert werden muss

Von Christian Gschwendtner

Erst im Januar 2014 war das Gebrauchtwaren-Kaufhaus Rentabel der Caritas Freising in die neuen Räume an der Kepserstraße umgezogen. Am alten Standort war es sehr schnell zu eng geworden. Seit 1997 widmete sich das Rentabel-Projekt Langzeitarbeitslosen und psychisch kranken Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt kaum noch zu vermitteln sind. 2017 wollten alle Beteiligten eigentlich das 20-jährige Bestehen des Projekts feiern, das sein Entstehen einer eher spontanen Eingebung verdankt. Die Caritas engagierte Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose, um eine Unterkunft für Obdachlose zu renovieren. Denen gefiel der Dienst an der guten Sache so gut, dass daraus eine feste Institution wurde.

Dieser Gründungsgeist ist bis heute zu spüren. Es wäre fahrlässig, ihn kampflos aufzugeben. Von der Schließung der Rentabel-Einkaufshäuser würde eine verheerende Signalwirkung ausgehen. Über 18 Jahre gewachsene Strukturen lassen sich nicht so schnell wieder aufbauen. Dass im sonst so glänzenden Landkreis Freising Bedarf an günstiger Kleidung und Möbeln besteht, das zeigen die täglich 80 bis 100 Besucher, die an der Kepserstraße nach Brauchbarem für den Alltag stöbern. Ebenso sind die ankommenden Flüchtlinge auf Kleiderspenden angewiesen. Von der Sinnhaftigkeit des sozialen Gebrauchtwarenkaufs ist auch das Gros der Beteiligten überzeugt. Sollte der Kreistag sich im Dezember doch dazu durchringen, die Finanzierungsengpässe kurzzeitig zu schließen, dann würde das Zeit bringen, um nach einem tragfähigen Konzept zu suchen. Ganz auszuschließen ist das nicht. Erst im Januar diesen Jahres hat der Landkreis das Rentabel-Projekt mit 65 000 Euro unterstützt. Eine erneute Finanzhilfe könnte der Einrichtung doch noch den runden Geburtstag bescheren.

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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