Kommentar:Veränderungen sind überfällig

Es ist längst an der Zeit, dass Frauen ihre Rechte in der katholischen Kirche einfordern

Von Henrike Schulze-Wietis

Im Jahr 2019, in dem Deutschland seit 14 Jahren von einer Bundeskanzlerin geführt wird, in dem Frauenquoten für mehr weibliche Chefetagen sorgen, gibt es einen Bereich, der sich der Emanzipation hartnäckig verweigert: die katholische Kirche. Mit der Protestaktion "Maria 2.0" kämpfen zahlreiche Frauen nun ganz offen gegen Missbrauch und Diskriminierungen, andere fordern das Amt der Diakonin ein. Denn es ist an der Zeit, dass sich die Kirche der modernen Gesellschaft anpasst.

Viele Frauen haben jedoch Angst, der eigenen Gemeinde zu schaden oder sie stehen dem Konstrukt der einflussreichen katholischen Kirche machtlos gegenüber. Auch in Freising zweifeln Frauenverbände oder katholische Einrichtungen daran, dass die Protestaktion etwas bringen wird. "Da muss schon Rom was verändern", heißt es, "oder zumindest München". Eine Aussage, die man zwar nachvollziehen kann, wenn man die mangelnde Kompromissbereitschaft der katholischen Kirche betrachtet. Aber ist Ausgrenzung von Frauen wirklich mit der christlichen Nächstenliebe vereinbar?

Es ist längst überfällig, dass Frauen ihre Rechte einfordern. Für viele junge Leute ist das Thema Kirche kaum noch greifbar, was die Zahlen der Kirchenaustritte der vergangenen Jahre belegen: Es gibt Prognosen, dass sich die Mitgliederzahl bis 2060 halbieren wird. Missbrauch, Finanzskandale und ein veraltetes Frauenbild tragen zu dieser Entwicklung bei. Eine Veränderung ist längst überfällig. Denn in der Bibel, steht: "Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau."

© SZ vom 16.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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