Kommentar:Sparen an der falschen Stelle

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Das Thema Prävention ist den Krankenkassen angeblich wichtig - doch offenbar haben sie dieses Ziel aus den Augen verloren

Von Alexandra Vettori

Warum nur? Das fragt sich nicht nur der interessierte Laie, wenn er die Vorgaben liest, die künftig für Anbieter von Gesundheitskursen gelten, wenn diese von den Krankenkassen finanziell gefördert werden sollen. Dass die Kassen dem Thema Prävention eine gewichtige Rolle einräumen möchten, ist ja völlig richtig. Aber so? Ist es wirklich zielführend, einen Kurs ausgerechnet auf zwölf Einheiten zu beschränken, wo doch jeder weiß, dass Kontinuität bei der Vorsorge die wichtigste Rolle spielt? Oder geht es doch darum, dass die Kassen beim Verwaltungsaufwand und vielleicht auch bei den Zuschüssen sparen möchten?

Dieser Vermutung spricht entgegen, dass die Krankenkassen viel Geld in ihr zentrales Prüfsystem investieren, neue EDV - logisch - und entsprechende Mitarbeiterschulungen inklusive. Vielleicht geht es also doch um etwas anderes. Darum etwa, dass die Krankenkassen selbst schon viele Gesundheitskurse anbieten, allein in der AOK-Direktion Freising sind es etwa 70, und den boomenden Markt gerne selbst abschöpfen möchten. Dafür spräche, dass schon bisher für Sportvereine lockerere Vorgaben galten als für Volkshochschulen, etwa bei der Grundqualifikation der Kursleiter.

Oder ist es tatsächlich so einfach, wie es oft ist, in diesen modernen Zeiten? Dass ein Heer von Technokraten und Optimierern am Ruder sitzt, die alles noch zentraler und scheinbar effektiver machen wollen und dabei das eigentliche Ziel - in dem Fall die Gesundheit derer, die sich um Prävention bemühen - aus den Augen verloren hat? Gut möglich, dass der Schuss der Kassen in Sachen Qualität in der Gesundheitsvorsorge nach hinten los geht, wenn sich viele Volkshochschulen, und so sieht es derzeit aus, von den Kassen verabschieden. Für die Kursteilnehmer ist das schade. Mit der Gesundheitsprävention aufhören werden dennoch die wenigsten, denn wem sein wöchentliches Yoga den Rücken stark und den Kopf frei macht, der wird darauf auch nicht verzichten, wenn ihm seine Krankenkasse ein paar Euro dazu verwehrt.

© SZ vom 16.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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