Kommentar:Schwierig wird es erst jetzt

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Der neue Landrat Helmut Petz übernimmt das Amt in unsicheren Zeiten. Niemand weiß, wie sich die Corona-Krise finanziell auf die Projekte des Kreises auswirkt

 von Peter Becker

Helmut Petz von den Freien Wählern hat diese denkwürdige Landratswahl 2020 gewonnen. Sie wird in die Geschichte des Landkreises eingehen als erste, die durch eine reine Briefwahl entschieden worden ist. Die Wählerinnen und Wähler haben für den erfahrenen Bundesverwaltungsrichter Petz gestimmt. Ihm trauen sie es wohl eher zu, dass er den Landkreis in den kommenden sechs Jahren durch die turbulenten, von der Corona-Krise bestimmten Zeiten führt, als dem erst 36 Jahre alten CSU-Kandidaten Manuel Mück. Denn die Folgen der aktuell grassierenden Pandemie werden die Amtszeit von Petz bestimmen, so viel ist jetzt schon sicher.

Manche Wählerinnen und Wähler der Grünen haben in der Stichwahl ihrem Herzen einen Stoß gegeben und beim Kandidaten der Freien Wähler ihr Kreuzchen gemacht. Nur so ist es zu erklären, dass Petz so deutlich gewann. Eine Empfehlung vom Kreisverband Freising gab es dafür nicht. Der vertraute auf das Urteilsvermögen seiner Anhängerschaft. Jeder für sich solle die richtige Entscheidung treffen, hieß es. Manchem aus der grünen Klientel mag es schwergefallen sein, für Petz zu stimmen. Viele verübeln den Freien Wählern immer noch den Deal, den sie mit der CSU auf Landesebene geschlossen haben. Statt die dritte Startbahn zu beerdigen, sprang aus Sicht mancher nur ein windiges Moratorium dabei raus. Aber sei's drum. Die Freien Wähler schienen unter zwei konservativen Parteien das kleinere Übel gegenüber der CSU zu sein. Das zeigt insbesondere wieder einmal das sehr schlechte Abschneiden der Christsozialen in Freising und Marzling.

Landrat zu werden, das war Petz sehnlichster Wunsch in diesem Wahlkampf, der am Ende nur noch ein virtuell geführtes Fernduell war. Landrat zu sein, das wird in den nächsten Jahren aber eine aus derzeitiger Sicht schwierige Aufgabe sein. Keiner weiß bis jetzt, wie sehr sich die Corona-Krise auf die finanziellen Einnahmen des Landkreises auswirkt. Vielleicht sind harte Einschnitte bei der Umsetzung von Projekten nötig. Vor einer ähnlichen Situation stand der Landkreis vor zwölf Jahren schon einmal - während der Wirtschaftskrise. Damals hat sich die Konjunktur schnell erholt. Seitdem eilte der Landkreis, was seine Umlagekraft angeht, von einem Rekordwert zum anderen. Wie groß die Delle diesmal wird, kann niemand vorhersagen.

Mück, als Notkandidat für die CSU angetreten, weil Susanne Hoyer lieber Bürgermeisterin in Langenbach bleiben wollte, hat sich gleichwohl achtbar geschlagen. Ihm gehört die Zukunft, denn Petz kann aus Altersgründen nur sechs Jahre Landrat bleiben. Sollte Mück Ambitionen haben, 2026 sein Nachfolger zu werden, dann hätte er jetzt Zeit, als Fraktionssprecher der CSU im Kreistag sein Profil zu schärfen.

© SZ vom 30.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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