Mit dem Gemeinderat fühlt sich nun wenigstens ein Protagonist in den Affären um Echings Bürgermeister Sebastian Thaler den Echingerinnen und Echingern verpflichtet. Mit einer Sondersitzung und einem Maßnahmenpaket zu Aufklärung und Regress wollte das Gremium nach vier Monaten Schockstarre "wieder hörbar und sichtbar" werden, wie das Zweite Bürgermeisterin Stefanie Malenke formulierte.
Denn das ist weiter der größte Skandal an den Echinger Vorgängen: Wie alle beteiligten Einrichtungen, die öffentlich legitimiert und finanziert und der Öffentlichkeit deshalb auch Rechenschaft für ihr Tun schuldig sind, sich plötzlich der Öffentlichkeit verweigern.
Seltsam auch: Gemeinderat Leon Eckert hat ehrenamtlich so definitive Erkenntnisse erarbeiten können, dass er die Rechtsberater der Gemeinde angezeigt hat - und die Staatsanwaltschaft mit ihrem umfassenden Apparat weiß nach vier Monaten Untersuchung noch nicht, ob überhaupt ein Straftatbestand vorliegt? Nachdem sie zuvor überzeugt genug war, mit 50 Mann Polizei ins Rathaus einrücken zu müssen? Und was Thaler selbst umtreibt, im Auge des Taifuns ungerührt Alltag zu zelebrieren, ist mittlerweile überhaupt nicht mehr erklärbar.
Noch ist kein Rechtsverstoß des Bürgermeisters überhaupt nur angezeigt, noch ist keine kolportierte Schmutzelei bei Wohnungskauf oder Vetternwirtschaft definitiv belegt. Aber es war Thaler selbst, der all diese Puzzlestücke zum Bild eines Skandals werden ließ, indem sein Schweigen das fehlende Puzzleteil wurde: Warum erklärt er sich nicht, wenn ihm Unrecht getan würde?
Der Gemeinderat hat sich, viel zu spät zwar, jetzt positioniert, als Stimme der Echinger, die Antworten wollen. Damit rückt das Gremium auch immer stärker von seinem Bürgermeister ab.