Kommentar:Richtige Entscheidung

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Wenn sich die Kosten fast verdoppeln, bleibt nur die Reißleine

Von Petra Schnirch

Der Vorsitzende des Preisgerichts war im Februar 2017 bei der Präsentation des Siegerentwurfs ausgesprochen euphorisch. Er sei überglücklich, sagte Lutz Heese damals und sprach von einem großen Wurf. Die so hoch gelobten Vorschläge für den Neubau des Kardinal-Döpfner-Hauses haben sich jedoch als Papiertiger erwiesen. Die Kosten für eine Realisierung sind der Erzdiözese zu hoch, sie hat gerade noch rechtzeitig die Reißleine gezogen.

Es war Finanzdirektor Markus Reif bei seinem Besuch in Freising anzusehen, dass ihm der Rückzieher nicht leicht gefallen ist. Der Domberg ist eines der Aushängeschilder der Erzdiözese. Nach der Neugestaltung soll er mit seinen Angeboten und seiner Architektur für Offenheit und einen Umbruch in der Kirche stehen, wie Generalvikar Peter Beer noch im Juni bekräftigte. Dieses Symbol wird nun wohl etwas weniger demonstrativ ausfallen, da die Planungen für das Kardinal-Döpfner-Haus eingedampft werden müssen.

Es ist richtig, dass die Erzdiözese eine Kostensteigerung von 53 Millionen - da war eigentlich bereits ein Puffer von mehreren Millionen eingebaut - auf nun mindestens 94 Millionen nicht mitgeht. Markus Reif hat stets betont, dass es nicht einfach sei, die hohen Ausgaben am Standort Freising im übrigen Erzbistum zu begründen. Insgesamt soll auf dem Domberg die stattliche Summe von über 200 Millionen Euro investiert werden. Deshalb war den Verantwortlichen auch sauer aufgestoßen, dass der Freisinger Stadtrat den Bauantrag für das Diözesanmuseum wegen des umstrittenen Oktogon-Abrisses nach langer Planungsphase unerwartet nicht mittragen wollte.

Die aktuelle Entwicklung zeigt auch, dass Architektenwettbewerbe mitunter nicht mehr als Luftschlösser sind - das Ergebnis ist eine schöne Idee, die sich nur verwirklichen lässt, wenn der Auftraggeber gewillt ist, sehr viel tiefer in die Tasche zu greifen. Dass es anders geht, zeigt das Diözesanmuseum. Dort wird die Sanierung ebenfalls teurer, allerdings nicht um fast 100, sondern nach aktuellem Stand um etwa zehn Prozent.

Positiv aufnehmen dürfte den Verzicht auf den Siegerentwurf zumindest der Gestaltungsbeirat der Stadt. Die Architekten hatten vor kurzem, eigentlich viel zu spät, bemängelt, dass die Struktur mit den drei Innenhöfen am Domberg aufgegeben werden soll. Auch die große Glasfassade hat ihnen nicht gefallen. Jetzt wird alles anders.

© SZ vom 07.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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