Kommentar:Rationale Gründe

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Warum Kämmerin Mathilde Hagl jetzt die Tränen kommen können

Wenn Dagobert Duck, der reichste Enterich im Entenhausener Universum, auch nur ein paar Taler verloren hat, dann ruft er immer verzweifelt nach seinem Tränengefäß, in das er sich ausweinen kann. Ob es ein solches im Freisinger Rathaus gibt, ist nicht bekannt. Gäbe es eins, dann würden Stadtkämmerin Mathilde Hagl und Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher wohl seit Dienstmorgen davorknien und ganz bitterlich weinen. Denn anders als der alte Geizhals Dagobert mit seinen Fantastillionen tut es der Stadt Freising bitter weh, dass sie jetzt auf 20 Millionen Euro verzichten muss. Der Großlogistiker Transgourmet war bereit, diese Summe für ein Grundstück in den Clemensängern zu zahlen.

Jetzt hat er abgesagt. Das Grundstück liegt vorerst weiter brach. Die Argumente, mit denen Transgourmet die Absage verteidigt, erscheinen plausibel. Schon allein das Verfahren zur Bebauungsplanänderung dauert. Klagt jemand dagegen vor dem Verwaltungsgericht, zieht sich das Verfahren noch länger. Lässt das Gericht eine Revision zu, ist kein Ende in Sicht. Das dauert aus Sicht eines Unternehmens, das unter Zeitdruck steht, zu lang. Deshalb die Absage aus rein rationalen Gründen. Emotional kommt die Komponente hinzu, dass sich Bürger unter dem Namen "Transgournee" zu einer Initiative zusammengeschlossen haben, um die in ihren Augen gigantische Lagerhalle am südlichen Stadtrat zu verhindern. Das Wortspiel verheißt: Ihr seid hier nicht willkommen.

Der Gelackmeierte ist in diesem Fall eindeutig die Stadt. Kämmerin Mathilde Hagl hat insgeheim sicher schon mit den 20 Millionen Euro gerechnet, die in die Stadtkasse fließen sollten. Für die Innenstadt und die Sanierung des Asamgebäudes hätte die Stadt die 20 Millionen Euro gut gebrauchen können. Die bevorstehenden Haushaltsberatungen für 2017 werden nun zeigen, inwieweit die Stadt jetzt gewisse Projekte strecken oder sich gar von ihnen verabschieden muss. Vielleicht lohnt sich da eine Nachfrage bei Donald Duck, dem Neffen von Dagobert. Dessen Etat ist auch immer auf Kante genäht.

© SZ vom 05.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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