Kommentar:Probleme lösen, nicht herbeireden

Manch ein Bürger sorgt sich um die Sicherheit an Badeseen, doch die Motive dahinter sind möglicherweise ganz andere

Von Christian Gschwendtner

Wer sich in diesen Tagen bei der Freisinger Polizei oder dem Landratsamt nach der Sicherheitslage an den Badeseen erkundigt, der riskiert es, sich lächerlich zu machen. Das Unverständnis der Behörden ist groß. Es ist schließlich noch Winter. Aus der vergangenen Badesaison sind keine Zwischenfälle bekannt - obwohl einigen der hier gestrandeten Flüchtlinge die Stoibermühle schon damals ein Begriff war. Der Badefrieden hat gehalten. Das muss nicht zwangsläufig so bleiben. Selbstverständlich könnte es vereinzelt zu Problemen kommen. Ähnlich wie auf dem Oktoberfest, wo es die Betrunkenen wenig kümmert, ob die Schleife am Dirndl rechts oder links herum gebunden ist. Aber deswegen gleich Schreckensszenarien heraufbeschwören?

Ein Vergleich zwischen der Kölner Silvesternacht und den hiesigen Badeseen hinkt allein deswegen, weil es im Landkreis kein großstädtisches Kriminellenmilieu gibt, das mit der übergroßen Mehrheit der Schutzsuchenden rein gar nichts gemein hat. Wer also in Freising oder Attaching wegen der nahe gelegenen Stoibermühle gegen ein Flüchtlingsheim ist, der hat andere Motive. Er will einfach keins vor der eigenen Haustür. Der Brief des Vizelandrats zur besonders gelagerten Situation am Kranzberger See mag ungeschickt formuliert gewesen sein. Im Nachgang hat Scholz aber noch einmal deutlich gemacht, dass er Probleme lösen und keine neuen herbeireden will. Und genau darum geht es.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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