Kommentar:Problematische Partnerschaft

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Beziehungen muss man pflegen, vor allem wenn die kulturellen Unterschiede groß sind

Von Gudrun Regelein

Seit 30 Jahren existiert die Partnerschaft zwischen dem Kreis Freising und der chinesischen Stadt Weifang. Sie sei "durch zahlreiche Besuche gefestigt", hat Landrat Josef Hauner beim Festakt zum Jubiläum formuliert. Wie gefestigt, darüber kann man sicher geteilter Meinung sein. Das jüngste Mal, als Weifanger und Landkreis-Bürger die Möglichkeit hatten, sich kennenzulernen, war 2013. Damals reiste eine chinesische Jugendfußballmannschaft nach Moosburg, um am Isar-Cup-Turnier teilzunehmen. Kein Zweifel: Solche Besuche erfüllen eine Partnerschaft, machen sie lebendig. Trotz aller Sprachprobleme lernt man sich kennen und vielleicht ein bisschen verstehen. Das sieht man auch daran, wie lebendig die Erinnerungen bei den Teilnehmern noch sind.

Dennoch, eine Partnerschaft zu einem Land wie China ist schwierig, nicht nur wegen der großen Entfernung und der vollkommen anderen Kultur. Sondern gerade auch wegen der politischen Lage in dem autoritär regierten Land, in dem Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind. Solche Themen aber anzusprechen ist heikel, schon die große Politik tut sich extrem schwer damit. Wie viel problematischer ist das erst auf kommunaler Ebene. Dazu müsse man erst von der "Höflichkeitsebene auf die Arbeitsebene" gelangen, formuliert es Johannes Becher, Grünen-Kreisrat, der sich seit vielen Jahren in der Partnerschaft engagiert. Man müsse in den Dialog kommen, um Probleme zu diskutieren. Dies aber sei noch nicht erreicht, sagt er - und hat damit wohl Recht.

Immerhin hat Landrat Josef Hauner erst vor Kurzem mit einer Delegation aus Weifang vereinbart, sich für gute Beziehungen einzusetzen. Die erste Jubiläumsaktion, eine Ausstellung chinesischer Handwerkskunst aus Weifang im Landratsamt, ist nur ein kleiner Schritt in diese Richtung. Denn sie bietet zwar Einblick in die kulturellen Besonderheiten der Partnerregion, ein lebendiger Dialog entsteht dadurch aber nicht.

© SZ vom 06.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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