Kommentar pro:Ein singuläres Ereignis

(Foto: N/A)

Böllern ist eine lieb gewonne Tradition, die nur einmal im Jahr ausgelebt wird

Von Peter Becker

Das Feuerwerk an Silvester ist eine lieb gewonnen Tradition. Es soll die bösen Geister vertreiben, ebenso wie zu Hause das Ausräuchern der Zimmer mit Weihrauch und anderen gut duftenden Ingredienzien. Es ist richtig, dass das Abfeuern von Raketen oder das Zünden von Böllern in historischen Stadtvierteln verboten ist. Auch bei größten Vorsichtsvorkehrungen ist es möglich, dass sich ein Flugkörper auf einen Balkon oder in eine Wohnung verirrt.

Feuerwerk ist immer auch ein Ausdruck von Lebensfreude, das durch eine Lightshow kaum zu ersetzen ist. Schließlich legt man selbst Hand an, sieht zu, wie der Böller krachend explodiert, der Vulkan in verschiedenen Farben sprüht und die Rakete gen Himmel zischt und ist nicht zum Zuschauer degradiert. Natürlich erzeugt das Feinstaub und Krach. Vor allem durch Feuerwerksbatterien, die wie Raketenwerfer fungieren, bei denen der Urheber nur noch daneben steht, wenn die Zündschnur glimmt. Das grenzt dann an eine Materialschlacht.

Doch wer Feuerwerk ganz aus dem Leben verbannen will, sollte sich mal überlegen, in was für einem Ausmaß er selbst das restliche Jahr über zur Umweltbelastung beiträgt. Durch Rasen auf der Autobahn, vielleicht gar mit dem SUV? Oder durch vier Flugreisen im Jahr? Durch ein Tempolimit auf der Autobahn ließen sich sicher mehr Schadstoffe einsparen, als durch das Verbot eines singulären Ereignis zum Jahreswechsel.

© SZ vom 31.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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