Kommentar:Offen auf andere zugehen

Es sind Menschen, die nach ihrer Flucht hier ankommen - das sollte man nicht vergessen

Von Eva Zimmerhof

Es gibt Menschen, die bündeln ihre täglichen Ängste um ihren Job, ihre Familie und die Furcht davor, in eine finanzielle Notlage zu geraten, in eine pauschale Ablehnung von allem Fremden. Manche verfangen sich dabei in diskriminierendem Gerede, manche in blindem Hass. Es gibt Menschen, die sich Fragen stellen und Antworten gar nicht hören wollen, da sie meinen, diese eh schon zu kennen. Es ist die Angst vor dem Unbekannten. Was werden die Flüchtlinge den Staat, uns, kosten? Sind die gewalttätig - oder etwa krank?

Krankheiten, die bei uns keine Rolle mehr spielten, kommen zurück, heißt es. Ja, das stimmt. Krätze und Tuberkulose sind dafür Beispiele. Bei uns so gut wie ausgerottet, sind sie bei der schlechten medizinischen Versorgung auf der Flucht für die Flüchtlinge akut geworden. Keine der Krankheiten kann man sich so einfach mal schnell über die Luft holen und die meisten seien gut behandelbar, sagen die Mediziner, die diese Menschen behandeln.

Denn es sind - man höre und staune - Menschen, die da kommen. Und darum lohnt es sich auch, "Geld, Zeit und Liebe zu investieren", wie eine Kinderärztin sagt. Die Gesellschaft wächst. Manche brauchen Hilfe, andere geben sie. Manchmal geben die Empfänger sie später dann wieder zurück. Wer nicht helfen will, muss das nicht. Doch wer so schreckliche Angst hat, der sollte einfach zu Hause bleiben. Da kann einen nichts anspringen oder gar ansprechen. Tür zu, Rollos runter! Draußen ist die Welt längst bunt.

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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