Kommentar:Nichtstun ist am Ende teurer

Warum es zur Energiewende keine Alternative gibt

Von Alexandra Vettori

Man könnte den Mut verlieren, schaut man sich das Gebaren der Bundes- und Landesregierungen in Sachen Energiewende an. Erstere dreht scheinbar willkürlich an der Stellschraube Einspeisevergütung und produziert damit vor allem eines: Unsicherheit bei möglichen Investoren erneuerbarer Energieträger. Nicht umsonst bewegen sich die Investitionen bei Biomasse und Wind derzeit gen Null. Der Windkraft hat Bayern mit seiner 10h-Regelung dazu quasi den Todesstoß versetzt, auch im Landkreis Freising. Das einzige, was sich in Sachen Einspeisevergütung gerade so richtig lohnt, ist ein Offshore-Windpark im Meer. Das aber ist nicht, was den Verfechtern eines Umbaus unseres Energiesystems in möglichst dezentrale Strukturen vorschwebt.

Genau diese dezentrale Energieversorgung, angepasst an die Bedürfnisse vor Ort und mit einer Wertschöpfung bei lokalen Akteuren, ist die faszinierende Seite der Energiewende, die nicht nur ökologisch eingefärbte Zeitgenossen überzeugt. Das wirtschaftliche Potenzial einer solchen Entwicklung ist erheblich, der Effekt auf das Einkommen der Menschen in der Region und die Zahl der Arbeitsplätze nicht zu unterschätzen.

Das aber scheinen Aspekte zu sein, die in den Amtsstuben der Ministerien in Land und Bund keine Rolle spielen. Die Aufbruchstimmung in Sachen Energiewende ist verebbt, auch, weil die jetzt anstehenden Bereiche Verkehr und Wärme teuer und schwierig umzustellen sind. Doch die Regierungen in Berlin und München sollten sich hüten, wieder zu Steigbügelhaltern der großen Energiekonzerne zu werden. Und Privatleute, Kommunen und Energiegenossenschaften dürfen nicht aufhören, für das Ziel einer dezentralen Energieversorgung in Bürgerhand einzutreten. Denn auch wenn der Umstieg teuer wird, Nichtstun wird auf lange Sicht noch viel teurer.

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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