Kommentar:Kopf nicht in den Sand stecken

Lesezeit: 1 min

Endlich geschieht etwas in Sachen sozialer Wohnungsbau, wenngleich das nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein kann

Von Gerhard Wilhelm

Hallbergmoos will den kommunalen Wohnungsbau forcieren und mindestens 1,2 Millionen Euro investieren. Schön könnte man jetzt sagen, die haben auch 50 Millionen Euro auf der hohen Kante, die können sich das leisten. Aber das wäre zu einfach. Ja, Hallbergmoos lebt gut von seinen Gewerbesteuereinnahmen. Und es investiert. In seine Infrastruktur. Kindergärten, Straßen, Sport- und Freizeiteinrichtungen und vieles mehr in Form von freiwilligen Leistungen, Zuschüssen. Kein übertriebener Luxus, keine Spaßbäder oder sonstiges.

Der Gemeinderat weiß aber auch, dass der Boom seine Schattenseiten hat. Denn der Zuzug in die "wohlhabende" Münchner Region wird anhalten. Und damit der Druck auf dem Wohnungsmarkt. Bestes Beispiel ist die Sendung eines Privatsenders über Makler und Mieter: Köln, 51 Quadratmeter, 615 Euro Miete. München, 65 Quadratmeter 1560 Euro - immerhin warm. Und in der Region sieht es mittlerweile nicht viel besser aus.

Eine bezahlbare Wohnung, bei der einem auch noch Geld zum Leben bleibt, sollte in einer so reichen Gesellschaft wie in Deutschland eigentlich selbstverständlich sein - ist es aber vor allem im Großraum München nicht. Die Ausweisung von Baugebieten ist das eine, aber die Privatwirtschaft wird dies ohne Steuerungsmittel nur immer zur Gewinnmaximierung nutzen. Deshalb ist der Bau kommunaler Wohnungen so wichtig. Und auch nicht teuer. Zumal wenn man Geld vom Staat bekommt. Zum Beispiel aus dem Topf "Wohnungspakt Bayern" und dazu Kredite über 0,0 Prozent auf zehn Jahre Laufzeit. Kombiniert man diese zudem mit einer günstigen Modulbauweise wird jeder Euro, den die Kommune investiert, zur langfristigen Geldquelle. Da werden aus den Krediten, den Schulden, sogenannte rentierliche Schulden, da die Kommune Mieteinnahmen vorweisen kann.

Natürlich kommen durch den Zuzug Folgekosten für die Infrastruktur hinzu, aber der Druck, günstige Wohnungen zu bekommen, löst sich nicht einfach auf, indem man gar nichts macht und den Kopf in den Sand steckt. Jeder Euro in den kommunalen Wohnungsbau kommt allen zugute: den Kommunen und den künftigen Mietern. Höchstens die private Wohnungswirtschaft dürfte jammern, wenn sie die Mietpreise wegen des größeren Angebots an billigeren Wohnungen nicht jedes Jahr weiter hochschrauben kann.

© SZ vom 27.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: