Kommentar:In der Stadt muss mehr passieren

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An der Aldi-Erweiterung liegt es nicht, wenn im Moosburger Zentrum Läden schließen

Von Alexander Kappen

Die Tage der Moosburger Innenstadt sind gezählt. Ein Einzelhändler nach dem anderen wird seinen Laden dicht machen. Und über eine attraktive Umgestaltung des "Plan" muss sich auch niemand mehr Gedanken machen, weil sich künftig eh keiner dort aufhält, der den Platz nutzen könnte. Im Herzen der Stadt gehen die Lichter aus. Gute Nacht. Und warum das alles? Weil der Bauausschuss dem bereits seit Jahren im Gewerbegebiet Degernpoint ansässigen Discounter Aldi nun gestattet hat, seine Verkaufsfläche um 270 Quadratmeter zu vergrößern. So stellten es in der Sitzung am Montag jedenfalls die Gegner der Erweiterung dar - und schrieben damit die alte Mär fort, wonach das Wohl und Wehe der Moosburger Innenstadt hauptsächlich davon abhängt, ob draußen auf der grünen Wiese irgendwer irgendein Wurstregal mehr aufstellen darf oder nicht.

Im Jahr 2010 wurde der Bebauungsplan für Degernpoint geändert, um dort zum Schutz der Händler im Zentrum innenstadtrelevante Sortimente zu verbieten. Als sich innerhalb von fünf Jahren in der Stadtmitte nichts Wesentliches zum Positiven veränderte, stand die Sortimentsregelung im März 2015 wieder auf der Kippe, wurde im Stadtrat aber erneut bestätigt. Grünen-Sprecher Johannes Becher verband diese Entscheidung damals mit der Hoffnung, "dass dann mehr Dynamik in den Prozess kommt". Gemeint war das, was im Stadtzentrum selbst passiert. Und genau darum geht es, wie auch Bürgermeisterin Anita Meinelt am Montag zurecht feststellte: "Bei uns in der Innenstadt gehen nicht die Lichter wegen der Erweiterung des Aldi-Marktes aus, sondern dann, wenn hier nichts passiert." Mit Protektionismus allein ist den Innenstadthändlern nicht zu helfen. Statt sich darauf zu versteifen, was man draußen vor den Toren der Stadt alles nicht bauen oder verkaufen darf, sollten sich Politiker wie Geschäftsleute noch stärker darauf konzentrieren, was man drinnen vielleicht besser machen könnte.

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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