Kommentar:Harte Prüfung für Tierschützer

Die ganze mühsam ausgehandelte Planung für den Tierheimbau entpuppt sich als fragiles Kartenhaus und stürzt plötzlich in sich zusammen

Von Kerstin Vogel

Ein bisschen wirkt es ja wie ein Eigentor, wenn der Freistaat Bayern jetzt die 150 000 Euro nicht aufbringen kann oder will, um die Münchner Auffangstation für Reptilien vor der Insolvenz zu retten. Denn schließlich ist der Freistaat selber der beste "Kunde" der Station, die von einem gemeinnützigen Verein betrieben wird: Polizei und Zoll liefern hier Tiere ab, die aus Tier- und Artenschutz- oder auch aus Sicherheitsgründen beschlagnahmt werden mussten. Eine andere Anlaufstelle gibt es für diese Fälle nicht.

Auf jeden Fall ein Gegentor kassiert hat aber, wenn man im Bild bleiben will, der Freisinger Tierschutzverein. Denn dessen Vorsitzender Joseph Popp und seine fleißigen Mitstreiter hatten sich darauf verlassen, dass die Reptilienstation als Co-Bauherr an Bord sein würde, wenn bei Dietersheim endlich das Tierheim für den Landkreis errichtet wird. Konkret hatte man sich die etwa 250 000 Euro für die Erschließung teilen wollen, sogar die Planung hatte man dafür noch einmal umgeschmissen.

Fällt der Beitrag der Reptilienstation nun wirklich weg, tut das dem Tierschutzverein auf jeden Fall empfindlich weh und man kann eigentlich nur hoffen, dass den ehrenamtlich arbeitenden Mitgliedern bei all den Schwierigkeiten nicht irgendwann doch das Engagement abhanden kommt - und auch nicht der Humor. Denn dass möglicherweise weitere Kosten auf die Tierschützer zukommen, weil sie nun auch noch Ausgleichsflächen für irgendwelche Rebhühner zur Verfügung stellen müssen, kann eigentlich nur noch als schlechter Witz aufgefasst werden.

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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