Kommentar:Freisings neues Gesicht

Die Bürger verfolgen aufmerksam, was in der Altstadt geschieht, schließlich ändert sich dadurch der Charakter der Stadt

Von Birgit Goormann-Prugger

Ein altes Haus wird abgerissen, ein neues wird gebaut. Das ist im Grunde nichts Ungewöhnliches. In Freising aber geht derzeit ein rasanter Veränderungsprozess vonstatten. Überall verschwindet über Jahrzehnte Gewohntes, ein Stadtbild verändert sich, auch und gerade im Zentrum mit seinem alten Baubestand. Der Domberg ist ein einziges Sanierungsprojekt, das Asamgebäude ebenfalls, und in Neustift wehren sich die Kneipengänger gegen den Abriss des "Abseits". Für die einen mag altes Mauerwerk nicht erhaltenswert erscheinen, andere wiederum sehen darin ein Stück Geschichte, das auch Teil ihrer eigenen Geschichte ist. Und genau die gehen darum auch nicht mehr achtlos an neuen Baustellen vorbei, wollen wissen, was dort passiert.

Das gilt nicht zuletzt für das aktuelle Projekt im Herzen der Stadt, der Neubau des Geschäftshauses an der Stelle des früheren Bavaria-Kinos. So groß ist das Interesse, dass die Baufirma zur Pressekonferenz bitten muss, um umfassend zu informieren. Schautafeln erläutern die verschiedenen Bauphasen. In der Tat, die Baustelle ist spektakulär, die Bedingungen denkbar schwierig mit dem weichen Untergrund und den beengten Platzverhältnissen.

Doch damit allein lässt sich das Interesse der Bürger wohl nicht erklären. Es zeigt auch deutlich, wie identitätsstiftend das Gesicht einer Stadt ist. Jetzt steht die Freisinger Innenstadt vor einer umfassenden Neugestaltung, die mit den Umbauarbeiten an der Weizengasse schon begonnen hat. Alles soll schöner werden, lebenswerter. Vieles ist da schon diskutiert und vorgestellt worden. Aber wenn die Bagger dann tatsächlich anrollen, wird auch hier das Interesse der Bürger wieder groß sein. Das Antlitz ihrer Stadt ist es ihnen wert.

© SZ vom 14.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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