Kommentar:Freising muss standhaft bleiben

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Die NPD ist im Landkreis so gut wie nicht existent, Fremdenfeinde mit gepflegterem Aussehen sind dagegen realer denn je

Von Christian Gschwendtner

Es ist ein Trauerspiel und wiederholt sich doch jedes Jahr. Pünktlich zum 9. November setzen die Rechtsradikalen alles daran, das Gedenken an die Reichspogromnacht zu torpedieren. Ein demokratischer Staat, der es ernst mit seinen Grundrechten meint, hat nur wenige Möglichkeiten, das zu verhindern. Die Stadt Freising stellt da keine Ausnahme dar. Sie hat in den vergangenen Jahren nichts unversucht gelassen, einen Aufmarsch der Rechten auf dem Rechtsweg zu verhindern. Vergeblich, wie man heute weiß. Man muss es den Verantwortlichen im Rathaus deshalb hoch anrechnen, dass sie dennoch nicht klein beigeben. Auch in diesem Jahr durfte die NPD nicht direkt vor dem Kriegerdenkmal demonstrieren. Sie stand wie sonst auch im Abseits.

Das Bündnis "Freising ist bunt" konnte an zentraler Stelle der Innenstadt zeigen, dass es dazu imstande ist, eine große Anzahl an Menschen jeglichen Alters und Couleur gegen Fremdenfeindlichkeit auf die Straße zu bringen. Am Ende waren es über 200. Verglichen mit dem Häufchen Elend auf der Gegenseite eine beträchtliche Zahl. Wer den Auftritt der NPD genauer beobachtet hat, der könnte auf die Idee kommen, dass die Partei gar nicht so viel Aufmerksamkeit verdient. Genau das aber wäre der falsche Schluss.

Die Landkreis-NPD mag so gut wie nicht existent sein. Die Fremdenfeinde mit gepflegterem Äußeren sind dagegen realer denn je. Man muss sich nur einmal die Facebook-Kommentare zu den Asylunterkünften im Landkreis anschauen. Auch der hiesige AfD-Ableger "Oberbayern Nord" hat sich in besorgniserregender Weise radikalisiert. Um diesen Umtrieben wirksam entgegentreten zu können, muss Freising noch bunter werden, als es ohnehin schon ist.

© SZ vom 11.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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