Kommentar:Fatale Machtspiele

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Hubert Aiwanger muss sich schwere Vorwürfe gefallen lassen

Von Peter Becker

Vom Messias zum Beelzebub, das geht in der Politik ganz schnell. Gestern noch war Hubert Aiwanger der Heilsbringer für die Freien Wähler, ein Garant für ein gutes Abschneiden bei den Landtagswahlen. Heute möchte mancher Freie Wähler aus dem Landkreis Freising schon nicht mehr in einem Atemzug mit seinem Landesvorsitzenden genannt werden. Der hat sich als Prahlhans entpuppt und seinen vollmundigen Ankündigungen, die dritte Startbahn beerdigen zu wollen, keine Taten folgen lassen.

Schlimmer noch: Sogar aus den eigenen Reihen muss sich Aiwanger den Vorwurf gefallen lassen, die Verhandlungen um die dritte Startbahn nicht ernsthaft genug geführt zu haben - geblendet von der Aussicht, als stellvertretender Ministerpräsident in Bayern endlich mitregieren zu dürfen. Die Anliegen der Flughafenanrainer scheinen ihm dabei herzlich egal zu sein.

Die Kritik an diesen Machtspielen trifft jetzt die Freien Wähler im Landkreis. Manche von ihnen fühlen sich wie die Startbahngegner von Aiwanger verraten und verkauft. Andere wiederum beschwichtigen und sagen, letztlich wäre alles nicht so schlimm. Die Startbahn werde ja erst mal nicht gebaut und schließlich habe man der CSU ja Zugeständnisse abgerungen. Und wenn die Freien Wähler in fünf Jahren wieder mit an der Regierung seien, könne man Versäumtes nachholen. Das Sterbeglöckchen für die dritte Startbahn läute schon.

Das könnte ein Trugschluss sein. Denn Aiwanger hat mit seinem Feilschen um die Macht zumindest den Freien Wählern im Landkreis einen Bärendienst erwiesen. Er hat deren Glaubwürdigkeit erschüttert, so dass es zweifelhaft ist, ob sie bei einer Landtagswahl wieder so ein gutes Ergebnis erreichen werden. Und obendrein müssen sie die Beschimpfungen ertragen, die Aiwanger gelten.

© SZ vom 16.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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